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Freitag, 3. Juli 2015
Prinzess Geschichte (21)
Marie #21#
Es fiel Marie sichtlich schwer als sie ihre Koffer in Jadens Auto verstaut hatte
sich von ihren Eltern zu verabschieden. Blieben sie beide nun allein zurück.
So ist nun mal der Lauf des Lebens, man heiratet und führt zunächst ein schönes
Leben zu zweit, dann kommen die Kinder und die beschäftigen einen so sehr
das man die Zweisamkeit darüber vergisst. Und dann verlässt ein Kind nach
dem anderen das Haus und man war wieder allein zu zweit und musste sich
erst einmal an diesen neuen Zustand gewöhnen.
Als Marie zum Abschied noch aus dem Auto gewunken hatte sah sie im
Rückspiegel wie sich ihre Eltern die Tränen aus ihrem Gesicht wischten und
auch sie fing an zu weinen. Jaden nahm ihre Hand und drückte sie ganz
fest und irgendwann hörte sie auf zu weinen und freute sich nun endlich
mit Jaden zusammen leben zu können. Marie und Jaden hatten gleich den
Antrag gestellt eines dieser Ehepaarzimmer zu bekommen, denn damit stand
ja auch Jadens Zimmer zur Verfügung. Normalerweise muss man nach 3 Jahren
das Studentenwohnheim wieder verlassen, aber da Marie jetzt sozusagen ein
Neuzugang war fingen die 3 Jahre wieder von vorne an. Allerdings mussten
sie sich noch einen Monat gedulden bis das eine Ehepaarzimmer im 1 Stock
frei werden sollte. Aber sie waren beide glücklich überhaupt zusammen sein
zu können nach so einer langen Zeit.
Endlich erreichten sie die Auffahrt zum Studentenwohnheim und gleich
kamen ein paar der Flurfreunde und halfen ihnen beim ausladen.
Wie praktisch war es das Jadens Zimmer im Erdgeschoss lag, so konnten
sie ganz bequem die Koffer und Taschen durch das Fenster reichen und
mussten nicht erst durch die Eingangshalle über den langen Flug das ganze
Gepäck tragen.
Jaden hatte in seinen schmalen Schrank Platz für sie gemacht und so waren
nach kurzer Zeit alle Kleidungsstücke sorgfältig verstaut.
An diesem Abend wollte Jaden unbedingt mit Marie alleine sein, hatte er
ihr doch etwas zu beichten und bisher fand er keine Gelegenheit dazu.
"Marie, ich muss dir etwas sagen" während er das Geschirr vom Abendessen
weg geräumt hatte das sie im Zimmer eingenommen haben fing er mit
seiner Beichte an. "Meine Mutter kommt demnächst nach London und meine
Schwester fliegt auch hin" Marie freute sich, denn sie nahm an das er sie
mitnehmen würde, aber er sprach weiter "Es wird in London eine Hochzeit
von einer Cousine stattfinden und meine ganze Familie wird sich dort treffen
und sie will unbedingt das ich dabei bin" Marie verstand nicht, sagte er eben
"das ich dabei bin" ? Will er sie denn nicht mitnehmen ? Kaum war sie hier
bei ihm wollte er schon gleich wieder verreisen? "Meine Mutter hat nur
mir ein Ticket geschickt und außerdem habe nur ich eine Einladung zur
Hochzeit bekommen" man merkte Jaden an wie er um Fassung ringen
musste. "Sie meinte bevor man nicht verheiratet ist, gibt es auch keine
Einladung. So einfach machte sie es sich und sie besteht darauf das ich
komme, Marie. " Marie war sprachlos, wusste sie doch bisher nicht so
richtig das man nicht mit einer ausländische Braut zufrieden war, das wurde
ihr in diesem Augenblick klar. "Und was machst du Jaden? Fliegst du hin"
Er musste hinfliegen, das ging nicht anders. Er war jetzt bereits den zweiten
Sommer nicht mehr in seine Heimat geflogen und die Mutter wollte ihn
unbedingt sehen. Was sollte Marie darauf antworten, hatte sie doch selber
genug gekämpft damit Jaden endlich von ihrem Vater anerkannt wurde.
Aber er hatte ihn persönlich kennen gelernt, das war natürlich eine ganz
andere Situation. Sie kennen mich nicht und ich spreche ihre Sprache
nicht. " Du musst unbedingt hinfliegen" Marie war sich sicher das sich
die Mutter bestimmt über sie ärgern wird wenn Jaden nicht folgt und
für 10 Tage kann ich schließlich auch mal alleine sein. Alleine? Marie
war noch nie alleine. Immer war jemand da und um sie herum. Die
Geschwister, die Eltern und jetzt sollte es Jaden sein.
Außerdem begann ja auch gleich ihre Uni und da wollte sie die ersten
Tage auf keinen Fall fehlen. Er soll ruhig fliegen.
Marie brachte Jaden am Tag seiner Abreise nach London zum Flughafen
und stand oben auf der Balkonfläche von wo man die Flugzeuge beim
An- und Abflug beobachten konnte und wartete bis sein Flugzeug in den
Wolken verschwand. Nun war sie erst einmal alleine. Ein komisches Gefühl
war das für sie. Langsam verließ sie das Flughafengebäude und fuhr mit
dem Bus zurück in ihr neues Zuhause.
Kaum eine Stunde nachdem sie angekommen war klopfte es an der Tür.
Es war Christian, ein Zimmernachbar der nur mal kurz nach ihr schauen
wollte und ob sie etwas braucht. Nein, Christian es ist alles in Ordnung.
Ich werde am Wochenende nach Hannover zu meinen Eltern fahren und
dann sind die 10 Tage auch schon um. Beruhigt verließ Christian das Zimmer
als es ein paar Minuten später wieder klopftet. Diesmal war es Helmut, der
Flurälteste. Auch er erkundigte sich nach ihrem Befinden und auch ihm sagte
sie das alles in Ordnung sei. Er muss sich keine Sorgen machen. Aber ihr war
sehr elendig zumute. Das Alleinsein, das sie nicht kannte und überhaupt,
was wird Jadens Mutter ihm in London sagen. Offensichtlich ist sie gegen
unsere Beziehung und sie kann sie keinen Reim darauf machen warum.
Wenn sie ihn bittet ihre Verlobung wieder zu lösen um ein persisches Mädchen
zu heiraten. Obwohl sich Marie eigentlich ihrer Beziehung mit Jaden ganz
sicher war, bekam sie trotzdem plötzlich Zweifel. Schließlich musste er ja auch
im letzten Jahr Hals über Kopf Hannover verlassen um hierher nach Hamburg
zu ziehen. Weg von den Freunden die ihm angeblich nicht gut tun und
damit war bestimmt auch sie gemeint. Ach was, es wird schon alles gut gehen
und in ein paar Tagen habe ich ihn ja wieder.
Also ging Marie jeden morgen pünktlich zur Uni und lernte fleißig
als sie wieder nach Hause kam. Hin und wieder schaute jemand rein
und fragte nach ihrem Befinden.
Mit Jaden hatte sie vereinbart das er sie von London aus anrufen soll,
aber es kam kein Anruf. Sie hatte überhaupt keine Ahnung wie es ihm
ging und so rief sie die Telefonnummer der Tante an die Jaden ihr zur
Sicherheit da gelassen hat. Natürlich konnte sie kein persisch sprechen
und so stellte sie sich der Dame im feinsten Englisch am Telefon als
Jadens Verlobte vor die mit ihm sprechen wollte. Jaden sei nicht da
antwortete ihr die Dame, aber sie wird es ihm ausrichten das für
ihn angerufen wurde. Wie war noch gleich ihr Name? fragte sie Marie
und da war es um ihre Fassung geschehen. Sie konnte noch mit gebrochener
Stimme ihren Namen nennen und legte auch schon auf. Weinend lief
sie auf ihr Zimmer. "Noch nicht ein mal meinen Namen kannte sie"
Es bereitet mir den größten Kummer. Warum meldet er sich nicht. Er
weiß doch wie ängstlich ich bin. Marie konnte jetzt nicht alleine sein
und ging in die Küche. Irgendjemand wird da schon sitzten mit dem
sie sich unterhalten kann. Und richtig Marianne und Rüdiger saßen
beide in der Küche und waren in einem Gespräch vertieft als Marie
auf sie zu trat. Ihr habt mir doch Hilfe angeboten wenn ich alleine
bin. Jetzt kann ich Hilfe gebrauchen.Sofort sprangen beide auf und
boten ihr einen Platz an ihrem Tisch an. Jetzt trinkst du erst mal
einen schönen Tee und dann reden wir. Marie war dankbar über die
angebotene Hilfe und fing an von ihren Befinden und Ängsten zu
erzählen . Zwischendurch weinte sie ein paar mal und Marianne
stand auf und nahm sie in den Arm. " Marie, du bildest dir das alles
nur ein. Wir wissen wie Jaden zu dir steht und ihr habt doch schon
einen langen beschwerlichen Weg hinter euch. Meinst Du da können
dir eine 10 tägige Reise nach London gefährlich werden. Bestimmt nicht"
Wie gut tat ihr dieses Gespräch und wie dumm sie doch eigentlich
war. Aber gegen diese Ängste konnte sie wenig tun. Und langsam
fing ihre Stimmung an zu kippen. Aus Verzweiflung wurde Wut.
Wut auf Jaden und alles. Warum ruft er auch nicht an. Wenigstens
das hätte er machen können und sie nicht in so einer Ungewissheit
zu lassen. Ich werde es morgen noch einmal versuchen und sie müssen
mir eine Telefonnummer geben wo ich ihn dann wirklich erreichen kann.
Erst sehr spät ging sie auf ihr Zimmer zurück und kochte inzwischen vor
ohnmächtiger Wut. Am liebsten würde sie jetzt etwas kaputt schlagen.
Und da fiel ihr das kleine weiße Kästchen mit dem roten Deckel ins
Auge. Sie wusste das er da alle Fotos von seinen verflossenen Freundinnen
aufbewahrt hatte neben seinen eigenen. Sie hat sich die Fotos ja bereits
schon einmal angeschaut. Aber jetzt waren sie ihr ein Dorn im Auge.
Sie stellte sich auf das Bett holte das kleine Kästchen vom obersten
Regal und öffnete es. Jede Menge hübscher Mädchen. Mit wunderschönen
Augen und schwarzem Haar. Ganz anders als Marie die blonde Haare hat.
Ritsch Ratsch..ein Foto nach dem anderen wurde von ihr zerrissen.
Nur ein paar, von den nicht so hübschen Mädchen wie sie fand lies sie
übrig. Die konnte er gerne behalten. Am nächsten Tag wollte sie ihren
Müllbeutel sofort entsorgen damit sie ja nicht mehr auf die Idee kommt
sie eventuell wieder zusammen zu kleben. Nein, das wird sie bestimmt
nicht. Irgendwie erleichtert schlief sie endlich ein und war entschlossen
morgen noch einmal bei der Tante anzurufen und ihm eine dringende
Nachricht zu hinterlassen.
Fortsetzung folgt ...
Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi
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Maries Zweifel sind durchaus berechtigt. Und Jaden hat nicht viel richtig gemacht in dieser Zeit. Eure Freundin
AntwortenLöschenDu meinst seine Familie? Ich glaube das es einfach so war in dieser Zeit.
AntwortenLöschenIn diesem Land hat die Familie einen sehr hohen Stellenwert und mischt(e)
sich gerne in private Angelegenheiten ein. Das Leben in Deutschland war
ganz anders. Weg von den alten Strukturen. Auch Maries Vater war ja am
Anfang total gegen die Beziehung. Erst nach dem persönlichen Kennenlernen änderte er seine Meinung. Aber natürlich waren in diesem Augenblick Maries Zweifel durchaus berechtigt, wäre Jaden schwächer gewesen wäre der Plan der Mutter vielleicht aufgegangen. Aber schauen wir wie es weiter geht mit den beiden. Irgendwann wird sie die Familie ja kennen lernen und die Familie Marie.
Wenn es so einfach nicht war - lass mich doch nicht ins offene Messer rennen - lol Ich weiß doch ohnehin, wie eure Geschichte ausgeht. Sorry für meine Einmischung. Silvia
LöschenIhr Lieben - so wie ihr heute seid -
AntwortenLöscheneigentlich hätte ich euch keine Chance gegeben. Marie, völlig hin und weg - aber Jaden schwankend, nicht nur zwischen zwei Frauen (die eine ist die Mutter) aber ohnehin ist er als Reisender unterwegs- Ein fehlender Anruf aus London ist fehlendes Eindfühlungsvermögen. Das mag vordergründig etwas mit den kulturellen Unterschieden und der dominanten Mutter zu tun gehabt haben. Hintergründig waren es für Jaden vielleicht zehn Tage, in denen er sich sicher sein wollte, was er als Prinz des Irans überhaupt will. Man ahnt, dass männliche Männer aus dem Orient nicht nur ihren Willen, sondern auch ihre Wünsche erfüllt bekommen. Ein bisschen verzogen war dein Jaden schon.
Doch keine Liebesgeschichte ist einfach. Und ich bewundere dich für diesen Mut, das nach außen zu transportieren. Es soll vermutlich auch Jaden nach all den Jahren noch eine gewisse Art von Maries Qualen deutlich machen.
Eure Silvia
Da kannst du nicht ganz unrecht haben. Es war eine schwere Zeit für Marie und Jaden hat sich einfach keine Gedanken darüber gemacht das sie leidet und unsicher war. Alles wäre vielleicht nicht so schlimm gewesen, wenn da nicht die fatale Aussage von einer Person gewesen wäre die die Mutter an Marie zweifeln lies. Wir können der Geschichte ja auch jetzt schon entnehmen das es niemals aufgeklärt wurde. Und als Mutter, die ich ja auch bin, hatte Jadens Mutter ihre Vorstellungen für ihren ältesten Sohn. Da sollte alles passen. Stand, Familie, Ansehen und Aussehen. Deshalb wurde ja auch so viel innerhalb der Familie geheiratet. Da wusste man wie die Herkunft war. Heute sind solche Einmischungenen bestimmt undenkbar. Bedenke es sind einige Jahrzehnte her. Hinzu kam ja auch der hohe Stellenwert der Familie in seinem Land. Es war einfach so und Jaden wußte das auch. Ich denke, Jaden hat nie an seinen Gefühlen für Marie gezweifelt. Aber durch solche Aktionen die für ihn ein Muss waren hat er Marie unsicher gemacht...obwohl es ja nur 10 Tage waren, aber das hätte auch anders ausgehen können, da gebe ich dir recht. Zum Glück ist das nicht passiert, den Jaden hat sich ja letztendlich durchgesetzt.
AntwortenLöschenDa ich durch meine jüngere Schwester die Kultur und Sitten im Orient ein wenig kenne, verstehe ich die Situation, bzw. die Lage, in der sich Jaden befindet vielleicht etwas besser. Mit umgekehrten Vorzeichen wäre es wahrscheinlich fast unmöglich gewesen zusammen zu kommen.
AntwortenLöschenWas nichts daran ändert, dass es eine sehr schwere Zeit für Marie war, aber wie wir jetzt sehen, ist ja alles gut gegangen.
Aber jetzt muss ich weiter lesen ;-)