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Freitag, 10. Juli 2015

Prinzess Geschichte (31)






Marie #31#

Wenn man älter wird, wird man wohl auch frommer. So auch bei Jadens Großmutter.
Damit die Familie einmal monatlich zusammen kommt veranstaltet sie immer einen
sogenannten PanschomeMah. Also jeden Monat am 5. Tag findet bei ihr im Haus
ein Essen statt. Dazu wird niemals eingeladen, es kommen die Familienmitglieder
die kommen wollen. Das können 20 Personen, aber auch 50 Personen sein.
Hierfür wird immer ein großer Topf Ashe Reschte, das ist ein Eintopf mit Nudeln
und ganz viel Kräuter, sowie noch ein Reisgericht wie Lubia Polo, das wird
mit Schnittbohnen und Fleisch in Tomatensauce zubereitet. Und zwar immer
sehr viel damit alle satt werden. Wenn etwas übrig bleibt, was natürlich
vorkommt, wird es an die Armen verteilt. Da hat die Großmutter ihre Anlaufstelle.
So wird jedem gerecht. Es kommt auch immer der Familien-Mullah, der für alle
Belange wie Hochzeiten, Beerdigungen etc zuständig ist. So auch an diesem Tag.
Es war auch gleichzeitig ein religiöser Feiertag und ein so genanntes Sofre
wurde gedeckt. Sofre heißt Tischdecke die man in einem Zimmer auf die Erde
legt und darauf werden alle Speisen gestellt und natürlich auch Obst und Gebäck.
An solch einem Tag sollte Marie die Großmutter von Jaden endlich kennen lernen
und sie war schon sehr aufgeregt, hatte sie von dieser unglaublich freundlichen
Frau bereits viel erzählt bekommen.
Sie lebt mit ihrem Hausmädchen ganz alleine im alten Teil der Stadt und wollte
auf keinen Fall ihre Unabhängigkeit aufgeben und zu einer der Töchter ziehen
die alle große Häuser hatten. Sie war glücklich in ihrem alten Häuschen wo
alle Nachbarn sich noch kannte.
Und so kamen ihre Töchter mit ihren Kindern, die Söhne mit ihren Frauen und
Kindern und im nu war das Haus voller Leben.
Ihr Haus war noch komplett im alten Stil wie man früher gelebt hatte.
Da gab es ein Biruni und Anderuni. Also ein Hof der nach außen führte und
ein Innenhof in der nur Familienmitglieder Zutritt hatten.
Als Jaden und Marie mit der Mutter, den Brüdern und der Schwester eintrafen
war die Großmutter in einem separaten Zimmer mit einigen Frauen und dem
Mullah am beten. Ganz andächtig stand Marie und wollte ganz genau von
Jaden wissen, was jetzt gemacht wird und er erklärte ihr das sie Daah machten,
also sie wünschten sich das es allen gut geht, nicht nur der Familie.
Auch wurde bei solchen Anlässen immer für Bedürftige gesammelt.
Sei es für ein Waisenkind das heiraten möchte und die Brautausstattung nicht
selber zusammen bekommt. Oder jemand eine große und teure Operation
vor sich hat und diese nicht selber bezahlen konnte. Alles Menschen
die außerhalb der Familie in Not waren und denen geholfen werden musste.
Sie war wirklich eine herzensgute Frau, die Großmutter von Jaden und jeder
liebte sie und kam gerne am PanjomeMah.
Nach dem gemeinsamen Essen gingen die Kinder und Erwachsenen in
den Garten, den Anderuni.  Einige konnten Domback spielen und trommelten
und sangen dabei und die Mädchen tanzten dazu. Es war wirklich
eine schöne Atmosphäre im Haus der Großmutter und Marie freute sich an
so einem Tag dabei sein zu können, denn es war ein Erlebnis für sie.
Und es war leider auch die letzte Begegnung mit der geliebten Großmutter
für Jaden.



 Fortsetzung folgt ...

Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi




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