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Freitag, 3. Juli 2015
Prinzess Geschichte (20)
Marie #20#
Marie war früh aufgestanden, wie an jeden Sonnabend seit Anfang des Jahres,
musste sie doch den Zug um 8.00h bekommen um zu Jaden nach Hamburg
zu fahren. Endlos ruckelte der Zug durch die Landschaften. Hielt in Celle,
Uelzen, Lüneburg, Hamburg-Harburg und war endlich 2 Stunden und
45 Minuten später am Hamburger Hauptbahnhof. Jaden stand wir immer
pünktlich auf dem Bahnsteig und als sie ihn sah klopfte ihr Herz vor Aufregung
und Vorfreude. Wie hatte sie ihn doch in den vergangenen Tagen vermisst und
dieses mal konnte sie endlich länger bleiben als nur das Wochenende.
Alle ihre schriftlichen Prüfungen lagen hinter ihr und sie musste auf das
Ergebnis warten und dann waren da ja auch noch die mündliche Prüfungen,
aber Marie hatte ihre Unterlagen mit in dem Koffer gepackt und wollte
in diesen zwei Wochen noch weiter lernen. Es durfte jetzt nichts mehr
dazwischen kommen, denn ich will ja im Herbst für immer nach Hamburg
ziehen, nach Hamburg zu Jaden. Marie konnte es kaum aushalten bis der
Zug endlich zum stehen kam und diese alten Türen klemmten immer das
der Herr hinter ihr zur Hilfe kommen musste und mit einem Satz war
Marie aus dem Zug gesprungen, den Koffer in der Hand und Jaden stand
auch schon vor ihr. Als ob sie sich monatelang nicht gesehen hatten, so
heftig und innig war die Umarmung. Immer wieder gaben sie sich Küsse
und freuten sich auf ihren kleinen Urlaub. Er steuerte sein Auto in Richtung
Lokstedt wo sich sein Studentenwohnheim befand. Es war ein ziemlich
großes Wohnheim und bestand aus zwei Gebäudekomplexen die versetzt
gebaut waren und in der Mitte mit den großen Fernsehzimmern verbunden .
Bis vor einem halben Jahr waren es noch streng getrennte Jungen und
Mädchentrakte und Nachts wurden die Verbindungstüren zum Mädchentrakt
immer peinlichst genau vom Hausmeister verschlossen. Aber nun wohnten
seit dem neuen Semester sowohl Jungen als auch Mädchen in den jeweiligen
Häusern.
Die Eingangshalle war ziemlich groß und mit einer Telefonzentrale ausgestattet.
Jeden Tag von 17.00 h - 20.00h hatte ein Bewohner Pflichtdienst diese
Zentrale zu bedienen. Eingehende Anrufe anzunehmen , die jeweiligen
Zimmer über den Hausapparat anzuklingeln und der Teilnehmer musste
dann schnell über den Flur laufen um in der kleinen Kabine die es in jeder
Etage gab seinen Anruf entgegen nehmen. Die Flure waren sehr lang.
Auf jeder Seite befanden sich jeweils 10 Einzelzimmer, ganz am Ende
des Flures war eine Tür zum zweiten Treppenhaus, hier gab es noch
einmal links und rechts Zimmer die aber größer waren. Sogenannte
Ehepaarzimmer. Im vorderen Bereich stand den Bewohnern eine große
Küche zur Verfügung. Jeder hatte seinen eigenen kleinen ab schließbaren
Schrank für unverderbliche Lebensmittel und dann gab es da noch die großen
Kühlschränke, die auch ab schließbare Fächer hatten. So konnte jeder ohne
große Sorge seine verderblichen Lebensmittel kühlen. Ein großer Doppelherd
befand sind an der linken Seite neben den Kühlschränken und auch eine
große Doppelspüle. Auf der anderen Seite der Küche gab es zwei
Tische mit jeweils 10 Stühlen, so konnten alle bequem Platz finden.
Jadens Zimmer lag im Erdgeschoss und war sehr klein. Ein Vorraum mit
einem Waschbecken und einen Schrank. Durch eine Tür kam man dann in
sein eigentliches Zimmer wo auch nur ein Bett, ein Schreibtisch mit
Schreibtischstuhl stand und es gab Bücherregale über die ganze Wand.
Aber es war jetzt sein Heim und Marie fühlte sich wohl in diesem engen
Zimmer. Jaden hatte sich noch zwei kleine Matratzen gekauft die er bezogen
hatte worauf man bequem darauf sitzenkonnte . Er nannte es Poschti.
Zum duschen musste man auch immer über den Flur wo sich drei Duschen
befanden, daneben waren die Toiletten. Auch nur drei. Da kam es so manches
mal zu Staus, besonders morgens. Aber alle Flurbewohner kannten sich gut
waren nett und wenn jemand es besonders eilig hatte ließen sie einem den
Vorrang.
Heute war das schönste Sommerwetter und die Wiesen um das Studentenwohnheim
wurden zum Sonnenbaden benutzt. Auch Jaden breitete sein Decke aus und so
lagen sie glücklich in der Sonne und hatten natürlich gleich Anschluss mit den
Nachbarn. Die wollten heute Abend eine Flurfete geben, ob sie Lust hatten mit
zu machen. Ein großer Topf Zwiebelsuppe sollte gekocht werden und Marie
dachte sich nur bei diesem heißen Wetter. Aber das war natürlich ein günstiges
Mahl und zusätzlich wurden Lambrusco Flaschen gekauft und der Betrag umgelegt.
Also trafen sich alle Flurbewohner nach Sonnenuntergang in der Küche und
schnippelten was das Zeug hält Zwiebeln. Marie hat schon immer sehr gerne
gekocht, aber noch nie eine Zwiebelsuppe und schaute aufmerksam zu wie
eine Studentin aus dem Elsass begann alle Zutaten zusammen zu rühren und
am Ende wurde es tatsächlich eine köstlich schmeckende Suppe .
Jaden holte sein kleines Radio aus dem Zimmer und nach der dritten Flasche
Lambrusco begann jemand zu tanzen und die Stimmung wurde zusehends
lustiger. Irgendwann kam dann der Hausmeister und meinte es wäre jetzt
Ruhezeit und wir sollten die Musik ausmachen. Also saßen alle noch bis
in den Morgengrauen und jeder erzählte seine Geschichte und so lernte
Marie nach und nach alle Bewohner dieses Flures kennen.
Jeden Freitag wurde unten im Keller, wo sich auch die Gästezimmer befanden
und noch zwei Musikzimmer mit Klavieren, immer eine Bar geöffnet.
Bisher konnte Marie ja nicht an diesen Barabenden teilnehmen, weil sie immer
erst am Sonnabend angereist war. Aber diese Woche war sie ja hier und freute
sich bereits darauf. Die Bar sollte eigentlich auch immer umschichtig betrieben
werden aber ein Student hatte sich darauf spezialisiert und sicherlich war das
für ihn eine zusätzliche kleine Einnahmequelle.
So saßen Marie und Jaden gemeinsam mit den neuen Freunden an der Bar .
Mit Marianne, Rüdigers Freundin hatte sie sich bereits sehr angefreundet.
Allerdings wohnte Marianne im ehemaligen Mädchentrakt und Rüdiger bei
Jaden auf dem Flur. Sie war erst kürzlich ihrem Rüdiger hierher nachgezogen.
Marie genoss die Zeit in diesem Heim und konnte es kaum erwarten ganz hierher
zu ziehen.
Alle waren gut drauf. Hatten immer eine Idee was man unternehmen konnte.
So fuhren sie oft gemeinsam zum Essen in ein türkisches Restaurant in der Nähe
des Univiertel , das unter den Studenten ein Geheimtipp war.
Das Essen war so gut und schonte auch den Geldbeutel.
Viel zu schnell vergingen die zwei Wochen und Marie musste wieder nach Hause
fahren was ihr wirklich sehr, sehr schwer fiel. Sie fühlte sich einfach wohl bei
Jaden und bald sollten sie ja für immer zusammen sein.
Fortsetzung folgt ...
Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi
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Lambrusco - damals ein Traum, an den wohl viele Menschen tolle Erinnerungen knüpfen. So wie Marie und Jaden. - Gibt es den heute eigentlich noch? Mir würde er heute zumindest nicht mehr schmecken, höchstens die Erinnerungen, die in so einem Glas hinterhältig stecken könnten ...
AntwortenLöschenEs gibt Lambrusco heute noch. Angeblich entwickelt er sich gerade wieder zu einem Kultgetränk. Meins wäre es allerdings auch nicht mehr. Aber damals wurde dieses billige Gebräu zu Hauf getrunken.
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