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Samstag, 10. Oktober 2015
Prinzess Geschichte (60)
Marie (60)
Marie war einsam, Jaden fehlte ihr sehr.
Als sie aus dem schönen Mallorca Urlaub zurück gekehrt war,
kam auch Jaden aus dem Iran zurück. Die Messe war ein voller
Erfolg und er wollte in 6 Wochen, wenn alles hier geregelt war,
gleich wieder in den Iran fliegen.
So kam es dann auch das er immer 6 Wochen geschäftlich im Iran
war und nur 4 Wochen zu Hause bei Marie und den Kindern.
Seit einem Jahr lebten sie nun schon so. Einerseits geschäftlicher
Erfolg, andererseits die ständigen langen Trennung die allen
sehr zu schaffen machte. Ein normales Familienleben war dadurch
einfach nicht mehr richtig möglich.
Jaden fand im Iran alles toll. Die Kindererziehung, die Freundlichkeit
seiner Familie,die vielen Einladungen, einfach alles.
Der Kleiderzwang für die Frauen interessierte ihn als Mann ja nicht,
konnte er doch weiter im Kurzarm Hemd durch die Straßen laufen.
Inzwischen hatte sich das Leben auch dort wieder einigermaßen
normalisiert und die Geschäfte liefen.Und relativ schnell hatte
sich auch Jaden an die veränderten Umstände gewöhnt.
Jedes mal wenn er von einer Reise kam ist er mit Marie und den
Kindern zuerst immer in ein schönes Restaurant gegangen.
Er brachte viele Geschenke mit. Die schönsten Handtaschen
für Marie, nach Maß angefertigte Schuhe für alle. Er hatte von
jedem einen Fußabdruck mit genommen und ließ nun Schuhe für
sie in den schönsten Modellen anfertigen. Trotz strenger Kleider-
ordnung war an dem guten Geschmack der Iranerinnen nichts
abhanden gekommen. Wenn man schon auf der Straße so laufen
muss, dann wollte man aber zu Hause erst recht chic angezogen sein.
Seine Tante hatte den Brauch des Panjome Mah von seiner
Großmutter übernommen und so trafen sich an jedem 5. eines
Monats die Familienmitglieder bei ihr um gemeinsam zu essen,
spielen und sich einfach nur mal wieder sehen. Ein schöner Brauch
der Marie schon immer gut gefallen hatte.Und Jaden erzählte das
er nun immer auf diese Treffen ging wenn er vor Ort war.
Er erzählte das er oft mit den jungen Leuten tanzte, denn die
Musik lief heimlich und nicht so laut im großen Salon, da konnte
man von außen nichts hören. Auch waren die Jalousien im Gegensatz
zur früher jetzt immer herunter gezogen, man kann ja nie wissen.
Plötzlich kamen zu den vielen Verwandten nun zusätzlich noch
befreundete Mütter mit ihren Heiratfähigen Töchtern und die
Mütter wollten besonders gerne das Jaden mit ihren Töchtern sitzt.
Sie nahmen wohl an das er sich von seiner deutschen Frau getrennt
hat und nun wieder zu haben ist. Das hatte Marie nicht von Jaden
gehört. Nein! Eines Tages, Jaden war gerade wieder für 6 Wochen
nach Teheran geflogen rief die Frau von Jadens Bruder an. Die
Frau die damals in Italien Architektur studiert hatte und nach der
Geburt von Maries Tochter sofort angereist war um ihr zu helfen.
"Salam Marie jan, wie geht es dir. Wie geht es den Kindern. Was macht
Hamburg. Ist alles ok" Die übliche Anrede mit der man immer ein
Gespräch im Iran beginnt. Marie wunderte sich, warum sie denn
bei ihr anruft obwohl doch Jaden in Teheran ist. Aber gut, vielleicht
wollte sie sich einfach nur einmal nach ihr erkundigen.
"Marie, wann kommst du mal mit den Kindern nach Teheran" war ihr
Frage. Darüber hatte Marie jetzt noch nicht nachgedacht. Wusste sie
doch wie schwierig es für Frauen im Iran jetzt war und da ging es
Marie nicht um sie, sondern um ihre inzwischen 13 jährige Tochter.
Auch sie sollte mit ihrem Kopftuch auf der Straße ihr Gesicht so
verhüllen das die Stirn nicht zu sehen war und der Hals sowieso nicht.
Dicke Strümpfe im Hochsommer waren Pflicht und zwar unter langen
Hosen. Darüber ein Knöchellanger Mantel. Nagellack und Make up
schon gar nicht. Kein fremder Mann sollte die Schönheit einer Frau
erkennen. Alles war wie verhüllt. Nein, Marie hatte nicht wirklich Lust
ihre Ferien dort zu verbringen.
Das sagte sie auch ihrer Schwägerin aber die ließ nicht locker und
langsam kam sie raus mit der Sprache. "Marie, es ist wichtig das du
kommst und dich zeigst. Meine Mutter wurde bereits von einigen
Müttern mit Heiratfähigen Töchtern angesprochen ob ihre Tochter
nicht die perfekte Frau für Jaden wäre. Sie glauben das ihr nicht mehr
zusammen seit. Marie, bitte. Komm in diesem Sommer mit den Kindern
nach Teheran. Ihr könnt bei uns wohnen, wir haben jetzt eine schöne
Wohnung und ihr sollt euch hier wohl führen. Auch können wir
ein paar Tage nach Schomal fahren". Das Haus der Mutter war zwar
verkauft worden weil niemand es mehr ertragen konnte dort hin zu fahren.
Sie könnten sich im ehemaligen Hotel Hayatt Zimmer mieten und es
gab da auch einen Frauenstrand. Eindringlich redete sie auf Marie ein.
Marie konnte nicht glauben was sie da hörte. Was ist passiert das man
so etwas von ihnen glaubte. Jaden war doch nur beruflich dort, das
passiert vielen Frauen deren Männer beruflich auf Auslandreisen sind.
Aber bestimmt ist da was dran wenn sie mich so eindringlich bittet
auch mal wieder zu kommen. Sie wird das mit Jaden besprechen und
mal sehen was er dazu meint.
Nach Jadens Rückkehr sprach sie ihn sofort an was er davon hält
wenn sie 4 Wochen mit den Kindern das nächste mal auch mit kommt.
Er schien sich zu freuen, meinte aber das er dann ja auch dort zu tun
hätte und tagsüber nicht immer Zeit für sie.
Dann erzählte Marie ihm von dem Telefongespräch und er war komplett
fassungslos. Klar ist ihm aufgefallen das immer mehr Freunde der
Familie an Tantes Fest vorbei schauen. Und die hatten natürlich alle
wunderschöne Töchter, die noch sehr jung waren und es machte Spaß
mit ihnen zu tanzen. Alle tanzten schließlich, nicht nur er.
Wir werden sofort Flüge buchen und das nächste mal, wenn ich hin
reise kommt ihr zwei Wochen später nach. Da habe ich dann bereits
die wichtigste Arbeit erledigt und mehr Zeit für euch. Und wenn wir
bei meinem Bruder wohnen, der ja inzwischen auch zwei Kinder hat,
um so besser. Da wird es dann für unsere Kinder nicht so langweilig.,
Gesagt, getan. Vier Wochen später flog Jaden in den Iran und Marie sollte
nach 10 Jahren das erste mal wieder nach Teheran reisen..
Schließlich kannte ja auch fast niemand aus der Familie ihren Sohn.
Und ihre Tochter war damals ja auch noch sehr klein gewesen .
Völlig aufgeregt waren die Kinder und Maries Tochter wusste nicht
was sie anziehen soll. Sie hatten nur kurze Kleidung und so kauften
sie leichte lange Sommerhosen und einen Mittellangen Trenchcoat
für jeden. Das sie damit vor Hitze umkommen würden ahnten sie
nicht, aber für die Anreise reichte es vorerst einmal.
Jaden war alleine zum Flughafen gekommen. Diese Willkommenskultur
gab es nicht mehr, aber das war nicht schlimm. Schließlich müssen
sich nicht 30 Verwandte auf den Weg machen nur weil Besuch aus
Deutschland kommt. Er drückte und küsste die Kinder aber Marie
nur flüchtig auf die Wange. Man sah es jetzt nicht mehr sehr gerne
das Erwachsene Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit austauschen.
Alles musste versteckt werden.
Sie fuhren mit dem Taxi zur Wohnung des Bruders die in der Nähe
vom Haus der Tante lag. Also kannte Marie diesen Stadtteil und konnte
bestimmt, wenn Jaden arbeiten war, mit den Kindern durch die
Geschäfte streifen, die sich zahlreich an der alten Schermiran Straße
befanden. Sie ahnte nicht das sie es sich doch nicht trauen wird.
Ein großes Willkommen Hallo gab es im Haus des Bruders. Auch
die Kinder von seinem anderen Bruder waren gekommen. Shiva und
er hatten inzwischen 3 Töchter und führten wohl wieder eine normale
Ehe. Zum Glück.
Am nächsten Tag sollten sie zuerst Jadens Vater einen Besuch abstatten.
Sein Koch und Hausboy hatte nach der Revolution gekündigt weil man
ihm seitens der Regierung viele Annehmlichkeiten in seinem Dorf
versprochen hat. Niemand wollte mehr Hauspersonal sein, besonders
nicht bei der ehemals führenden Oberschicht. Nein, das wollten sie
nicht mehr. Lediglich bei Jadens Tante war nach wie vor das alte
Personal für das Haus und den Garten zuständig. Aber sie wohnten
ja auch in einem kleinen Haus auf dem Grundstück.
Der Vater hatte auch seine Wohnung gewechselt und zu ihm kam jetzt
nur noch 3x in der Woche eine Frau die putze und kochte. Aber da
gab es ständig Probleme mit den Söhnen. Eine Frau alleine bei einem
Mann. Das ging doch nicht. Obwohl beide ja ein ansehnliches Alter
hatten. Und die jetztige Frau des Vaters wohnte weiterhin mit ihrer
unverheirateten Tochter in ihrem eigenen Haus. Sie konnte sie schließlich
nicht alleine lassen, obwohl sie das gleiche Alter wie Jaden hatte, aber eben
noch nicht verheiratet.
Alles wirkte für Marie so fremd und die Leichtigkeit des Lebens, wie
sie es von der Zeit vor der Revolution kannte gab es nicht mehr.
Gleich in der ersten Woche war wieder dieser bewusste Panjome Mah
bei der Tante und Marie war gespannt was sie denn dort erwarten würde.
Und richtig, es waren mehrere Damen mit ihren Töchtern wieder da.
Sie staunten nicht schlecht als Jaden ihnen seine Familie vorstellte.
Hatten sie doch gedacht ihre Töchter an einen Iraner ins Ausland
zu verheiraten, denn es gab nicht mehr so viel Kandidaten. Die meisten
lebten ja im Ausland und kamen nicht zu Besuch in ihre Heimat.
Es waren wirklich sehr schöne Ferien. Die Kinder verstanden sich
prima und unterhielten sich mit ihren Cousinen auf englisch, denn
sie hatten zwar früher einmal persisch Unterricht bekommen, aber das
war zu lange her. Und die 10 Jahre ohne Kontakt tat ihr weiteres.
Nächste Woche wollten sie nun ihre Reise ans Kaspische Meer antreten.
Auch Jadens Schwester aus der Schweiz war mit ihren beiden Kindern
angereist und alle sollten mit.
Fortsetzung folgt ...
Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi
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