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Mittwoch, 7. Oktober 2015
Prinzess Geschichte (58)
Marie #58#
1987! Marie und Jaden hatten inzwischen ihre Wohnung gewechselt, da weiterer
Nachwuchs gekommen war. Ihr kleiner Sohn war inzwischen 6 Jahre alt und
die Familienplanung war nun komplett. Sie hatten sich immer einen Jungen und
ein Mädchen gewünscht und ihr Wunsch wurde ihnen erfüllt.
Nach dem Einbruch ihrer Geschäfte mit dem Iran folgte der Einbruch ihrer
Exportgeschäfte mit den USA. Sie mussten geschäftlich komplett umdisponieren
was nach ihren großen Erfolgen gar nicht so einfach war.
Marie, die nach der Geburt ihres Sohnes aufgehört hatte zu arbeiten,
suchte sich wieder einen Job. Teilzeit sollte es sein, wegen der beiden Kinder.
Und Jaden konzentrierte sich auf ein neues Business. Die Computerzeit war
angebrochen und mit den neuen kleinen Macintosh wollte er einen neuen
Markt erschließen, denn Computer waren die Zukunft. Es gab jetzt große
Rechnenzentren und diese kleinen PC´s die man sich auf den Schreibtisch
stellen konnten waren eine Revolution, eine teure Revolution die sich nicht
jeder leisten konnte. Aber ein Versuch war es wert in diese Branche einzusteigen.
Hatten doch bereits ein paar Jahre zuvor die IBM PC eine Erfolgsgeschichte
hinter sich. Also hieß es für Jaden noch einmal die Schulbank zu drücken
um die perfekte Anwendung dieser neuen Geräte zu studieren um sie dann
später fachmännisch an seine Kunden verkaufen zu können. Es sollte wieder
ein Erfolg werden.
Auch Marie war neben Job und Kinder fleißig am lernen um eine berufliche
Weiterbildung zu machen und irgendwann einmal wieder voll ins Berufsleben
einzusteigen. Das war zeitweise sehr anstrengend, aber sie hatten ein Ziel
vor Augen. Und ein Sprichwort sagt "Man lernt nie aus" Da ist was dran.
Kurz vor Weihnachten bekamen sie einen Anruf von Jadens Mama. Sie war
in Monte Carlo bei ihrer Cousine, die nach dem Sturz des Schahs mit ihrer
Familie dort hin flüchten musste. Die Mama erzählte das sie sich einer
Operation unterziehen musste, denn sie war vor einem Jahr in Teheran von
einem Motorradfahrer angefahren worden und im Krankenhaus hat sie
sich mit einer Krankheit infiziert die ihre Leber geschädigt hatte. Nach der
OP wollte sie sich unbedingt bei Jaden und Marie ausruhen.
Jadens Schwester mit Mann und ihren zwei Kindern werden auch nach
Hamburg kommen und so konnten sie alle zusammen sein und das Weihnachts-
fest gemeinsam verleben.
Seit der Revolution hatten Jadens Eltern ihnen verboten nach Teheran zu reisen.
Es war in der Kriegszeit zu gefährlich. Immer wieder wurde Teheran und
andere Städte von den Irakis bombardiert. Die Stadt Abadan, am Schatt-al Arab,
war praktisch dem Erdboden gleich gemacht und viele Flüchtlinge waren nach
Teheran gekommen das sich nun rasant vergrößert hatte.
Jadens Eltern, mal der Vater, mal die Mutter kamen deshalb regelmäßig nach
Europa. Blieben 4 Wochen bei ihnen und nochmals 4 Wochen bei Jadens
Schwester die jetzt in der Schweiz lebt. Besuchten Verwandte in Brüssel und
Paris, oder den kleinen Bruder der mit 12 Jahren in England auf ein Internat
geschickt wurde und auch vorerst dort geblieben ist weil er im Iran bestimmt
auch an die Front geschickt worden wäre. Es waren schlimme Zeiten und immer
mehr Menschen kehrten ihrer Heimat den Rücken. Viele aus Angst um ihre Söhne.
Jadens Schwester war inzwischen angereist und man hatte ihnen die Ankunft
der Mutter am Flughafen Hamburg mitgeteilt. Pünktlich machten sie sich
auf dem Weg zum Flughafen. Aber da war keine Maschine mehr zur Landung
vorgesehen. Es war ja auch schon sehr spät.
Marie ging von einer Halle in die nächste um sich durch zu fragen was
denn mit der Maschine aus Nizza sei. Man erklärte ihr das sie bereits vor
mehr als 4 Stunden gelandet ist. Marie war total entsetzt. Vor 4 Stunden schon.
Aber wo war Jadens Mutter? Sie lief weiter in die Abflughalle und da
saß die Mama. Ganz klein und blass. Total abgemagert war sie. Um sie herum
ihre zwei Koffer. Marie lief sofort zu ihr und dann kamen auch schon Jaden
und seine Schwester. Warum sie nicht angerufen hat, fragten sie. Aber die
Mutter hatte kein deutsches Kleingeld und irgendwie auch zu schwach sich
durch zu fragen. Sie wusste das sie ja irgendwann kommen um sie abzuholen.
Zu Hause angekommen kochte ihr Marie erst mal einen warmen Tee und
gab ihr eine heiße Hühnerbrühe die sie wegen der Kälte draußen zubereitet
hatte. Das tat der Mutter gut. Und in eine Decke gehüllt saß sie nun ganz
versunken, aber glücklich auf dem Sofa.
Alle machten sich große Sorgen, denn man sah ihr an das es ihr überhaupt
nicht gut ging. Sicherlich war das von der OP. Sie hätte vielleicht doch noch
etwas in Monte Carlo bleiben sollen um sich auszuruhen. Aber sie winkte ab.
Nein, sie wollte unbedingt zu ihren Kindern und ihre Enkelkinder sehen.
Ein paar Tage später ging es der Mama besser. Sie war glücklich hier zu sein
und genoss es mit den Enkelkindern zu spielen und langsam wurde sie etwas
kräftiger. Aber ihre gelbe Hautfarbe blieb, was alle beängstigt. So richtig
raus wollte sie nicht mit der Sprache was sie denn wirklich hat. Auch ein
Anruf bei der Tante brachte keine Aufklärung. Alle hofften das sich ihr
Zustand bald wieder bessern wird.
Vier Wochen blieb sie insgesamt. Jadens Schwester ist mit ihren Kindern die
ganze Zeit über geblieben. Nur ihr Mann musste zur Arbeit zurück.
Und dann kam der Abschied. Ein sehr mulmiges Gefühl überkam Marie.
Sie kannte diese Angst die ihr den Hals zuschnürrte. Sagte aber nichts
zu Jaden. Sie wollte ihn nicht beunruhigen.
Im darauf folgenden Sommer wurde Jadens Mutter ins Krankenhaus eingeliefert.
Sie verlor ihr Bewußtsein. Und Jaden bekam einen Anruf von seiner Tante die
ihn über den Zustand der Mutter aufklärte. Jaden wollte sofort nach Teheran
fliegen, aber alle sagten das er warten sollte. Es war zu gefährlich. Die Mutter
hätte das auf keinen Fall gewollt. Und so blieben Marie und Jaden in Deutschland
und riefen täglich an um sich nach dem Befinden der Mutter zu erkundigen.
Zwei Wochen später kam Marie von der Arbeit. Jaden war bereits zu Hause.
Erschrocken schaute sie ihn an und dann brach er in Tränen aus. Seine geliebte
Mutter war heute morgen verstorben. Marie war unströstlich. Sie war doch
erst 67 Jahre alt. Warum gehen die guten Menschen immer so früh.
Es wird nichts mehr so sein wie es war. Alles war verändert. Alle waren in
großer Trauer. Jaden hatte seine geliebte Mutter verloren, Marie ihr liebe Schwiegermutter
die sie immer wie eine eigene Tochter behandelt hatte und ihr ihre Liebe schenkte.
Die Kinder haben ihre Großmutter verloren. Es war ein großer Verlust.
Für ALLE.
Fortsetzung folgt ...
Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi
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