Marie #53#
Langsam ging es Marie wieder besser. Jaden war endlich wieder bei ihr und
sie konnte ihm nicht mehr böse sein. Sie war froh das ihre Vorahnungen nicht
eingetroffen sind und dankbar das es ihm gut geht. Jetzt konnten sie sich auf
die zwei bevorstehenden Hochzeiten von Jadens anderen Bruder und drei
Wochen später von Jadens Schwester konzentrieren.
Die zukünftige Frau seines Bruders war auch eine Cousine, Dokhtar Khale.
Ihr Vater ist ein berühmter Arzt und sie haben ein großes Haus mit einer
angrenzenden Klinik. In diesem Haus sollte die Hochzeit stattfinden.
Tagelang wurde das Haus dekoriert, der Garten geschmückt, Stühle für die
vielen Gäste bestellt. 400 Personen waren eingeladen und die bekannte
Sängerin Mahasti sowie der ebenso bekannte Sänger Aref sollten für die
Tanzmusik sorgen.
Am Vortag war die Hochzeitszeremonie, die man Aght nennt. Dafür wird ein
reich geschmücktes Tuch, das Sofre Agt, aufgebaut. An der Stirnseite waren
zwei Hocker mit weißer Seide bespannt. Ihnen gegenüber ein Spiegel, rechts
und links davon zwei große Kerzenleuchter. Vor dem Spiegel war auf einem
Holzkreuz der Koran aufgeschlagen. Verteilt auf dem Sofre waren Gold bemalte
Walnüsse, Eier, Blumen, Honig, Süßigkeiten, Goldstücke u.v. mehr.
An dieser Zeremonie nehmen nur die engsten Verwandten teil und es ist
in der Regel ein Standesbeamter/Notar anwesend und auch ein Geistlicher.
Hier war es der Familienmullah der seit vielen Jahren für diese Familie
tätig ist.
Alle Verwandten warteten gespannt auf den Einzug des Brautpaares das
über eine breite Treppe vom oberen Stockwerk nach unten schritt.
Begleitet von Musik und dem "Lililili" einiger Frauen. Alle klatschten,
freuten sich mit der schönen Braut und mit dem Bräutigam .
Bevor sie sich auf das Sofre setzten konnten trat ihnen die Hausherrin
mit einem Tablett entgegen auf der eine Schale mit flüssigen Honig stand.
Sie mussten sich nun gegenseitig mit dem kleinen Finger Honig in den Mund
des anderen führen, damit in ihrer Ehe nur süße Worte gesagt werden.
Dann durften sie weiter gehen. Begrüßten jeden Verwandten und erst
dann konnten sie auf ihren Hocker platz nehmen.
Zunächst sprach der Standesbeamte und die Braute sagte: "Mit der Erlaubnis
meines Vaters und meiner Mutter sage ich Ja". Ebenso der Bräutigam.
Dann kam der Mullah um den religiösen Seegen zu geben und die Ehe
der beiden zu vollziehen. In einem großen, dicken Buch unterschrieben
beide und bestätigten ihre Vermählung.
Einige Frauen und Mädchen spannten über das Brautpaar ein reichlich
besticktes weißes Tuch und eines der Mädchen rieb zwei Zuckerhüte
über das Brautpaar. Der Zucker rieselte auf das Tuch. Das bedeutet dass
das Leben miteinander immer süß sein sollte.
Nach dieser Zeremonie wurden die Verwandten aufgerufen um dem
Brautpaar zu gratulieren und ihre Geschenke zu überreichen.
Die Eltern zuerst, dann die Geschwister mit ihren Ehepartnern
sofern sie welche hatten. Danach kamen Onkel und Tante, Cousin und
Cousinen. Bis alle ihr Geschenk überreicht hatten.
Den Gästen wurde Tee und Gebäck gereicht und es ging zum gemütlichen
Teil über. Ein wunderbares Essenbuffet für die Stärkung war aufgebaut.
Nachdem sich alle gestärkt hatten ging es gleich zu Musik und Tanz über.
Das ganze spielte sich am frühen Nachmittag ab und dauerte nur bis in die
frühen Abendstunden.Nachdem sich die Familienfeier aufgelöst hatte,
begannen fleißige Helfer die große Halle und den Salon für die morgige
Hochzeitfeier vorzubereiten.
Am nächsten Morgen hatte Jadens Mutter die Friseurin in ihr Haus
bestellt und auch Marie wurden ihre kurzen Haare stilvoll frisiert und
auf ihren Wunsch gab es noch ein leichtes Make up.
Im Gegensatz zu den Iranrinnen wollte Marie nicht so stark ihre Augen
betont haben und auch nicht so viel Puder ins Gesicht. Sie liebte es lieber
natürlich wie es in Deutschland üblich war.
Zum Glück war Marie trotz fortgeschrittener Schwangerschaft, sie war
inzwischen im 5. Monat, noch sehr schlank und man konnte ihr diesen
Zustand noch überhaupt nicht ansehen.
Nachdem sie in ihr langes Kleid geschlüpft war und Jaden in seinen Anzug
fuhren sie zusammen mit der Mutter, ihren Mann und den kleinen Bruder los.
Sie betraten den Garten durch das große Eingangstor. Er war mit vielen Fackeln
hell erleuchtet und in jedem Winkel standen Tische mit schönen Blumenaragements
und üppig bestückten Obstschalen.. Rund um und an den Seiten immer wieder jede
Menge Stühle. Viele Kellner waren bemüht die Gäste mit Getränke und Gebäck zu
verwöhnen. Die beiden Sänger taten ihres dazu eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.
Nachdem alle Gäste eingetroffen waren hielt das Brautpaar Einzug.
Begrüßte einer nach dem anderen alle Gäste und setzte sich auf extra
für sie vorgesehenen Sessel, die mit einer weißen Seidehousse bezogen waren.
Der Vater der Braut hielt eine Begrüßungsrede und auch der Bräutigam
bedankte sich bei allen Gästen für ihr kommen. Anders als bei der Zeremonie
gestern wurden heute die Geschenke nicht persönlich überreicht, sondern
an einen extra dafür vorgesehenen Tisch abgelegt.
Die Musik spielte wieder und das Brautpaar eröffnete den Tanz.
Schnell schlossen sich die Brauteltern, die Geschwister und Freunde an
und kurz darauf waren alle jungen Leute auf der Tanzfläche die sich auf
der sehr großen Terrasse befand.
Gegen 22.00h wurde der Salon und die Halle geöffnet und an den vielen
Tischen konnten sich die Gäste an den üppigen Speisen laben.
Natürlich gab es an jedem Tisch das traditionelle Hochzeitsgericht.
Ein sogenannter süsser Diamantereis. Die Diamanten bestehen aus Pestazien,
Mandeln, Rosinen, Korinten und Sereschk.Aber noch viele andere Köstlichkeiten.
Dazwischen immer die fleißigen Kellner mit ihren Tabletts voller unterschiedlicher
Getränke.Natürlich wurde auch Alkohol serviert.
Mehrere Filmteams und Fotografen waren unterwegs um die schönsten Fotos
und Filme zu machen. Jeder Gast wurde mindestens einmal mit dem Brautpaar
fotografiert,
Viele Glückwünsche gingen auch an Marie und Jaden und man gratulierte
ihnen zu ihren bevorstehenden Nachwuchs.
Es war eine schöne warme Sommernacht und ein gelungenes Hochzeitsfest.
Eine weitere sollte drei Wochen später stattfinden.
Fortsetzung folgt ...
Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi
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