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Mittwoch, 29. Juli 2015

Prinzess Geschichte (44)




Marie #44#


Es gibt in Teheran eine Straße, natürlich gibt es viele Straßen, aber diese
ist etwas besonderes. Jaden hatte Marie von ihr erzählt und beim ersten
Besuch haben sie es nicht geschafft dort hin zu fahren also machten sie sich
mit ihrem Auto auf den Weg. Sie befindet sich in der Nähe vom Club Shahin
Shahi und jede Menge junger Leute hatten sich diese Straße zu ihrem
Treffpunkt auserkoren und Marie konnte nun mit eigenen Augen sehen
was sie nicht glaubte. War es eine optische Täuschung, denn es schien als
führte die Straße einen Berg hoch. Und Jaden stellte sich mit dem Auto
unten an den Anfang, nahm Kupplung und Bremse raus. Der Motor war auch
abgestellt und nun sah Marie mit eigenen Augen was passierte. Der Wagen
rollte doch tatsächlich rückwärts den Berg hoch. Ja, wirklich. Rückwärts
und nicht mal eben langsam. Wie kann das sein? "Ja, das sind so einige von
vielen Phänomenen hier in unserem Land" . Noch einmal, den Berg wieder
runter (oder war es rauf??) Es passierte noch einmal und es war wohl tatsächlich
so das es nur den Anschein hatte als ginge es den Berg hoch. In Wahrheit war
es aber Berg runter. So etwas hatte sie noch nie gesehen.

"Es gibt noch ein "Wunder" in Esfahan" erzählte Jaden weiter "Dort wird
ein altes Hamambecken nur mit einer Kerze beheizt" Ungläubig hörte Marie
ihm zu und konnte es kaum glauben . Bei ihrer nächsten Reise dort
hin wollte sie sich das unbedingt einmal anschauen. Aber in diesem Jahr ist
ein dreiwöchiger Urlaub an das Kaspische Meer geplant. Gemeinsam mit
der Mutter und einen großen Teil der Familie. Im letzten Jahr konnte Marie
nicht dabei sein, weil sie zurück nach Deutschland musste. Aber dieses Jahr
war viel besser geplant und sie hatten ja ein eigenen Auto das sie erst am
Ende ihrer Reise verkaufen wollten um dann mit dem Flugzeug wieder zurück
zu fliegen.

Sie waren auf dem Weg zum Chattanooga, einem Restaurant an der Prachtstraße
von Teheran. Der Khiabane Pahlavi. Sie zog sich vom Bazar in der Innenstadt
bis hoch zum Meydane Tadjrish und hier gab es viele schöne Restaurants und
Geschäfte. Man konnte dort wunderbar essen, nicht im persischen Stil, dafür gab
es ja diese Chello Kebab Restaurants. Nein hier bekam man die leckersten Steaks
und tolle Salate im American Styl mit wunderbar schmeckenden Saucen.
Sie hatten sich mit Jadens Cousin und seiner Frau Nila verabredet die sie im
letzten Jahr leider noch nicht kennen lernen konnte da sie verreist waren.
Aber in diesem Jahr sollte es klappen. Und als Jaden geparkt hatte und sie auf
das Restaurant zugingen sah er sie bereits auf der Terrasse des Restaurants
sitzen und ihnen zu winken. Sein Cousin gehörte früher auch seine Clique an
und sie hatten sehr viel  Spaß gehabt. Eigentlich hatte es Nila auf Jaden abgesehen,
musste aber vor Nushin die Segel streichen und freundete sich mit seinem Cousin
an. Und nun waren sie bereits verheiratet und wie es schien auch sehr zufrieden.
Zum Glück konnte Marie jetzt den Gesprächen folgen und mit etwas Mühe
formte sie auch ganze Sätze und so wurde es ziemlich schnell eine lustige Runde.
Irgendwann, zwischen Hauptgang und Dessert frage Nila Jaden plötzlich ohne
einen Zusammenhang " Was macht eigentlich Nushin?" Marie schaute Nila
erstaunt an und sah zu Jaden der über diese Frage auch ein wenig verwundert
war. " Ich habe seit drei Jahren nichts mehr von ihr gehört und außerdem bin
ich jetzt mit Marie verlobt" und nahm Marie fest in den Arm und drückte sie
an sich um zu zeigen das sie jetzt zusammen gehören. "Und ich bin sehr, sehr
glücklich" fügte er noch hinzu. Nila schaute von einem zum anderen und fragte
ungläubig "Hast du Marie von ihr erzählt ?" Meine Güte, warum hört sie nicht
einfach auf mit der Fragerei. Jaden wurde langsam etwas ungehaltener. "Natürlich
habe ich Marie alles erzählt was zu meiner Vergangenheit gehört. Wir haben keine
Geheimnisse voreinander. Und jetzt denke ich bist du genug im Bilde." Zack, das
musste jetzt ja genügen mit der Fragerei aber irgendwie war Nila noch nicht
zufrieden. Zu Marie gewandt sagte sie " Du musst nämlich wissen, wir dachten
Jaden und Nushin heiraten irgendwann einmal, denn sie waren ja jahrelang
unzertrennlich. Wir waren eigentlich sicher das Jaden irgendwann mal eine Perserin
heiraten wird." Ach, daher weht der Wind. Dieser Frau vom Cousin passte es nicht
das Jaden eine Ausländerin heiratet und wenn schon mit Nushin Schluss war hätte
er auch eigentlich sie heiraten können. Maries Gedanken schlugen Purzelbäume
und sie überlegte wie sie den Satz am besten formulieren konnte, da sagte Jaden
aber schon. " Ich habe meine Traumfrau gefunden und jetzt ist Schluß mit den
ganzen Mutmaßungen die du hier anstellst. Ich habe nie gesagt das ich unbedingt
eine Perserin heiraten will. Ich wollte nur nie jemand aus der eigenen Familie
heiraten und dafür habe ich auch meine Gründe" Als Nila darauf etwas erwidern
wollte mischte sich der Cousin endlich ein der die ganze Zeit über nur Zuhörer war.
"Nila, meine Liebe. Es geht uns überhaupt nichts an und jetzt ist Schluss mit der
Fragerei. Siehst du nicht wie unhöflich du eigentlich gegenüber Marie bist."
Nila machte den Mund wieder zu und schwieg eingeschnappt und wollte sich an
den weiteren Gesprächen nicht mehr beteiligen. Marie fand das ganze nur peinlich
und fragte sich ob sie noch mehr von diesen Anfeindungen ausgesetzt sein wird.
Zeitiger als gedacht verabschiedeten sich Jaden und Marie von den beiden und
fuhren nach Hause.

Mitten in der Nacht wachte Marie mit fürchterlicher Übelkeit und Magenkrämpfen
auf. Sie schaffte es gerade noch auf die Toilette und dann kam es schon von vorne
und hinten. Sie hatte sich eine saftige Gastritis eingefangen und es ging ihr elendig.
Früh am Morgen weckte Jaden voller Sorge seine Mutter und die rief sofort einen
Arzt der ihr Bettruhe und ein paar Tabletten gab. Damit sollte es ihr spätestens
morgen wieder besser gehen. "Du hättest eben nicht diese eingelegten Walnüsse
an dieser Straße essen dürfen. Dein Magen ist nicht an so etwas gewöhnt und außerdem
ist das Salzwasser bestimmt auch nicht das sauberste." Das nützte ihr jetzt auch nichts
mehr. Ihr ging es ziemlich schlecht aber nach der starken Tablette die zum Glück auch
drin blieb schlief sie ein. Jaden hatte die ganze Zeit an ihrem Bett gewacht um sofort
da zu sein wenn sie ihn brauchte. Irgendwann am Nachmittag kam der kleine Bruder
hoch um zu sehen wie es ihr geht und natürlich die Mutter mit Joghurt und Reis.
Aber Marie bekam nichts runter. Nur Trinken wollte sie und dafür gab man ihr jede
Menge Tee. Marie war überhaupt nicht aufgefallen das der kleine Bruder sich die
deutschen Journale angeschaut hatte und als er ging und wenig später  die Schwester
hoch kam und auch scheinbar gelangweilt in diesem Journal blätterten fragte Jaden
sie was denn da so interessant sei. Merkte er doch das der kleine Bruder wohl irgend
etwas in dieser Zeitung gesehen haben muss. Die Schwester fing lauthals an zu lachen
"Weißt du was der Kleine mir erzählt hat? Marie hat Sexzeitschriften! Und nun sehe
ich hier eine ganz normale Zeitschrift mit ein paar leicht bekleideten Damen drin, so
wie es in Europa völlig normal ist. Dieser Schlingel "
Selbst Marie musste lachen als sie darüber nachdachte das so ein kleiner Stern für so
große Unruhe gesorgt hatte.Noch mit einem Schmunzeln auf den Lippen schlief sie
wieder ein. Ihrer Genesung entgegen.




Fortsetzung folgt ...

Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi








2 Kommentare:

  1. Liebe Prinzessin - ich bin immer noch sehr gespannt, ob Marie und Jaden mal für längere Zeit im Iran gelebt haben. Ich würde denken: Ja! Ganz liebe Grüße von deiner Silvia

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  2. Du wirst dich leider noch ein wenig gedulden müssen und herauszubekommen ob Marie und Jaden einmal im Iran zusammen gelebt
    haben. Bisher konnten wir ja nur feststellen das es Marie sehr gut gefallen hat und Jaden auch unbedingt wieder zurück wollte, was natürlich auch verständlich war und eventuell auch Sinnvoll dank der vielen Vitamin B´s.

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