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Freitag, 10. Juli 2015

Prinzess Geschichte (32)




Marie #32#

Darband. Wenn man im Hochsommer in Teheran etwas kühlere Luft atmen möchte
dann fährt man nach Darband.
Früher war das ein ziemlich weiter Weg vom alten Zentrum Teherans bis zum Fusse
des Alborz Berges wo Darband liegt und über den  Jaddeh Ghadim (Alten Weg) führte.
Eine Pause legten die Reisenden gerne in einem Kaffeehaus (Ghaveh-Khaneh) ein
das einem stets lachenden und fröhlichen Mann namens Seyed gehörte. Und weil er
immer lachte nannte man ihn Seyed Khandan, also Seyed der Lachende. Und so
kam dieser Stadtteil wo sein Kaffeehaus lag zu seinen Namen. Langsam vergrößerte
sich Teheran und nun reichte die Stadt bereits über diesen Platz hinaus. Trotzdem ist
dort  immer noch ein Sammelpunkt für Taxis die einem dann auf direktem Weg über
die inzwischen umbenannte Khiabane Ghadimi Chamran (Alte Chemiran Straße )
in den Norden der Stadt brachten.
Alle diese Taxis waren grün und es gab die abenteuerlichsten Modelle. Vom uralt
Chevrolet bis hin zur iranischen Eigenautomarke Peykan. In der Regel waren auch
die Vordersitze mit durchgehend Bänken bestückt, das genügend Fahrgäste Platz
fanden.
Auf direktem Weg fuhren sie zum Maydane (Platz)  Tadschrisch wo sich ein kleiner
alter Bazar befand. Seit zwei Jahren gehörten nun Tadschrisch und Chemiran zu
Teheran, waren sie vorher doch kleine Städte an der Stadtgrenze.
Von dort fuhr man weiter an den Mauern des Sommerpalastes vom Schah nach
Darband hoch. Hier am äußersten Ende der Stadt und am Fuße der Berge haben
sich einige Restaurants angesiedelt und Straßenverkäufer hielten essbare Ware feil.
Es gab Walnüssen, die in einer Salzwasserlake lagerten, sowie saure Kirschen die
man auch mit etwas Salz bestreute um sie zu verzehren. Außerdem Grillstationen
für Maiskolben. Auf einem kleinen Trampelpfad konnte man von hier aus in die
Berge gehen um die milde, frische Luft zu atmen. Das war aber am Wochenende
die reinste Völkerwanderung, denn alle zog es nach Darband.
Kurz vor dem Ende der Straße wohnte Jadens Tante mit Mann und Kindern.
Eine Tochter ist Shiva, die die zukünftige Frau von Jadens Bruder werden sollte.
Sie waren an diesem Wochenende hier zum Essen eingeladen.
Ganz steil gingen die Treppen zum ersten Wohnhaus wo die Tante mit ihrer
Familie wohnte, weiter an diesem Haus vorbei wohnte Jadens Cousin mit seiner
Frau. Jener Cousin mit seiner Frau die Marie in Schiraz kennen gelernt hatte.
Von seiner Terrasse aus hatte man einen sagenhaften Blick über die Stadt und wenn
es dunkel wird wirst du ein  traumhaftes Lichtermeer  sehen, versprach ihr Jaden.
Weil es auf der Terrasse noch zu heiß zum sitzen war fanden sich alle in seinem
Persan Room ein, einen wirklich toll ausgestatteten Raum nach persischer Art.
Hier gab es keine Stühle auf denen sie sitzen konnten, sondern kleine Erhöhungen
mit Teppichen belegt und für den Rücken gab es Poschtis, also Kissen die mit
ebenso extra gewebte Teppiche bezogen waren. Die Fenster waren aus bunten
Glas und an den Wänden und auf den kleinen Beistelltischen gab es Lampen aus
Messing die wegen ihrer kleinen Lochmuster ein schönes gemütliches Licht abgaben.
An den Wänden sah Marie einige antike Kacheln mit schönen Motiven.
Tee wurde aus dem großen elektrisch betriebenen Samowar in zarte bunte kleine
Gläser eingeschenkt die nur etwas größer waren als Schnapsgläser wie Marie
sie kennt. Später sollte auf der großen Terrasse Kebab gegrillt werden. Nicht
mit Reis als Beilage wie Marie es schon einige Male in den Restaurants gegessen
hatte, sondern diesmal mit einem sehr dünnen Brot was sie Lawasch nannten.
Sabzi Khodan, also Platten mit Kräuter standen bereit und jeder konnte sich sein
Kebab selbst zusammen stellen. Auch Mast o Khiar, ein Joghurt mit kleinen
Gurkenstücken und Minze gewürzt  stand auf dem Tisch, große weiße  Zwiebel
in Achtel geschnitten und ein rotes Gewürz was sie Somagh nannten und etwas
säuerlich schmeckt. Marie wollte wissen woraus es hergestellt wurde und man
erklärte ihr das es aus den Essigbaumbeeren hergestellt wird und lange bevor es
Zitronen gab das einzige saure Würzmittel war. Alles duftete vorzüglich.
Das Brot wurde auf dem Grill auch noch angeknuspert und Marie belegte sich
eines dieser Brote zunächst mit den Kräutern, dann das Kebab, etwas Somagh
darüber streuen und zum Schluss die Joghurt-Gurken-Minz Sauce . Nicht
vergessen, auch die Zwiebel war wichtig.  So einfach und doch so wunderbar
gut schmeckte dieses frisch zubereitete Kebab im Lawaschbrot und sie bat Jaden,
wenn er zurück nach Deutschland kommt dieses Brot zu kaufen und mitzubringen,
damit sie im Garten ihres Studentenwohnheim auch ihr eigenes Kebab zubereiten
können.
Langsam wurde es dunkel und Jaden hatte nicht zu viel versprochen. Vor ihnen
tat sich das Teheraner Glitzermeer auf und sie waren so glücklich und wünschten
sich auch irgendwann einmal in so einem schönen Haus in Darband leben zu können.



 Fortsetzung folgt ...

Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi



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