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Donnerstag, 9. Juli 2015
Prinzess Geschichte (30)
Marie #30#
Sie waren wieder in Teheran und heute sollte Marie endlich Jadens Freund aus seiner
Jugendzeit kennen lernen. Mahdi war 3 Jahre älter als Jaden und hat lange in den USA
gelebt und war vor einiger Zeit mit seiner amerikanischen Frau in seine Heimat zurück
gekehrt und wohnte nicht weit vom Haus der Mutter. Für Marie war es besonders
interessant seine Frau Jane kennen zu lernen um zu fragen wie es ihr nach dem Umzug
bisher hier ergangen ist. Eine zwar moderne aber fremde Welt mit anderen Familien-
Strukturen wie wir sie kannten. Jaden erzählte Marie von der ersten Begegnung Janes
mit ihrem Schwiegervater. Mahdis Vater war Kaufmann, ein Bazari wie Jaden es
nannte, mit einem Großhandel für Pistazien und Nüssen aller Art. Und sein Geschäft
war im Bazar, deshalb Bazari. Und Mahdis Vater war ein Hadji, jemand der bereits
nach Mekka gereist ist und sich jetzt so nennen durfte. Außerdem hatte er drei Frauen.
Das war im modernen Persien ziemlich ungewöhnlich, aber sein Vater war schon alt.
Seinen Frauen hatte er nebeneinander Häuser gebaut und wohnte umschichtig mal
bei der einen oder anderen. Und in eben diesem Haus von Mehdis Mutter lag
Jane am Swimmingpool im Bikini und sonnte sich, wie sie es ja aus den USA gewohnt
war. Als Hadji das Haus betrat und die vermeintlich Nackte da am Pool liegen sah
flippte er total aus über soviel Blasphemie und machte seinem Sohn und seiner
Frau die fürchterlichsten Vorwürfe wie sie so etwas nur zulassen könnten.
Marie stellte sich beim erzählen diese Szene vor wie der alte Hadji die junge Jane
da so in der Sonne liegen sah. Vielleicht ein Buch in der Hand und eine dicke
Sonnenbrille auf. Und dann der schreiende Vater. Sie musste im stillen lachen,
aber bestimmt war es für Jane nicht angenehm so einen Einstieg zu haben.
Jaden erzählte auch das er einmal seinen niegelnagelneuen tragbaren Plattenspieler
mit gebracht hatte, in der Zeit damals, als sie noch jung waren. Niemand rechnete
an diesem Tag mit Hadji, war es ja Freitag und da war er sonst immer bei seiner
jüngsten und neusten Frau. Jedenfalls hörte Hadji von unten die Hottentottenmusik
wie er es wohl nannte, kam wutschnaubend hoch und schmiss den schönen Platten-
spieler von Jaden aus dem Fenster. "BaBa, was machen sie", soll Mahdi noch
gerufen haben. "Der gehört Jaden" Aber Hadji war der Meinung das es egal war.
So etwas hat in seinem Hause nichts zu suchen. Mehdis Mutter gab Jaden das
Geld für ein neues Gerät und schämte sich in Grund und Boden. Sie war eine
modern denkende Frau und wusste das ihre Tochter immer morgens mit einem
Chador, einem Schleier das Haus verließ um ihn dann gleich an der nächsten
Ecke wieder abzulegen. Hadji durfte das natürlich niemals erfahren.
Ja, so streng war es bei Mahdi zu Hause was ihn aber nicht davon abhielt mit
seinen Freunden die dollsten Streiche auszuhecken. Hadji rauchte auch nur persische
Zigaretten, wogegen Mahdi die amerikanische Sorte Winston bevorzugte.
Und nun heiratete er auch noch eine Amerikanerin. Was für eine Schmach muss
das für Hadji gewesen sein. Deshalb interessierte es Marie sehr wie sich Jane
inzwischen eingelebt hat, denn auch das war eine Seite Leben das man hier
finden konnte.
Als Marie und Jaden vor den Hauseingang traten und klingelten hörten sie
bereits laute Musik und Comicgeräusche aus dem Fernseher. Die Söhne der
beiden rannten lautstark durch die Wohnung die ein wenig unordentlich war.
Aber es herrschte eine fröhliche Atmosphäre und eine sehr freundliche Jane
öffnete die Tür und umarmte überschwänglich beide und auch Mahdi war
von seinem Platz aufgestanden um sie zu begrüßen. Natürlich hat Mahdi
sehr schnell für sich und Jane eine Wohnung gesucht um den Argusaugen
des streng gläubigen Vaters zu entfliehen.
Wie lebt es sich hier in Teheran wollte Marie von Jane wissen und sie erzählte
das sie als Lehrerin an der Amerikanische Schule arbeitet und ihre beiden
Söhne gehen dort in den Schuleigenen Kindergarten. Ihre Freizeit verbringen
sie im amerikanischen Club wo die Kinder alle sportlichen Möglichkeiten
haben und besuchen hin und wieder die Mutter von Mahdi und seine jüngeren
Geschwister. Mahdi selber sieht seinen Vater täglich im Bazar, denn er arbeitet
jetzt für ihn. Ansonsten hätten sie nicht viel mit ihm zu tun und deshalb
kann sie sagen das sie sich gut eingewöhnt hat und sehr gerne hier lebt,
inzwischen etwas persisch gelernt hat aber zu Hause wird nur englisch gesprochen.
Es leben viele Ausländer in Teheran, haben aber im privaten Leben nicht wirklich
Kontakt zu den Einheimischen, außer mit der eigenen Familie.
Und wenn Jaden und Marie Lust haben mal eine moslemische Hochzeit zu
sehen sollten sie in der nächsten Woche auf die Hochzeit eines Cousins kommen.
Marie fragte sich wie sie sich das denn vorstellen könnte und Jane sagte nur
das sie sich überraschen lassen sollte.
Und ein paar Tage später war es dann auch soweit. Jaden ging mit Marie und
seiner Mutter samt Ehemann zu dieser Hochzeit die in einem zweigeschossigen
Einfamilien Haus stattfand. Durch ein Tor betraten sie den großen Garten in
dem viele Tische rund um den Swimmingpool aufgebaut waren, aber Marie
sah nur Männer dort sitzten. Wo sind denn die Frauen flüsterte sie Jaden ins
Ohr. Die Frauen mussten getrennt von den Männern oben im Haus feiern.
Der Garten war nur für die Männer bestimmt. Diese erste Begebenheit mit
einer strenggläubigen Familie erstaunte Marie, hatte sie doch bei Jaden die
Trennung von Männern und Frauen nie gesehen. Zwar saßen die Männer
oft zusammen und auch die Frauen, aber es war kein Zwang dabei. Nun lernte
sie das es hier auch andere Sitten und Gebräuche gab, die ihr nicht so gefielen.
Sie betrat also mit Jadens Mutter das Haus und gingen die Treppe hoch wo
sich auch genau wie unten im Erdgeschoss ein großer Salon befand.
Bestimmt wird hier nicht nur bei einer Hochzeit getrennt gelebt. Aber ihnen
kamen schon einige fröhliche Frauen entgegen die unverschleiert mit tief
dekoltierten Ausschnitt offensichtlich keinen Anlass sahen auch nicht genügend
zu feiern. Nachdem alle mit Tee, Canada Dry, Seven Up oder Pepsi Cola
versorgt waren wurden Gebäck und Obst verteilt. Genauso hatte Marie es
bei Jadens Familie auch kennen gelernt. Die Braut und ihr Bräutigam betraten
irgendwann den Salon und begrüßten ihre Gäste. Offensichtlich war es kein
Problem das der Bräutigam in den Frauenbereich kam, aber er ging auch
gleich wieder und nach dem üppigen Abendessen fing sofort das Tanzen
an. Es war eine Frauengruppe die traditionelle Kleid angelegt hatten und
mit Dombak , Daf und Santur für die Tanzstimmung sorgte. Die Sängerin
dieser Gruppe sang die aktuellsten Lieder die Marie bereits im Autoradio
oder bei Partys zu Hause gehört hatte und alle Frauen tanzten und freuten sich
mit der Braut. Immer wieder hörte Marie ein Lilililili , ein Laut der mit der
Zunge gemacht wurde und Beschkan, einen lauten Knall der nur mit dem
Daumen und dem Zeigefinger der anderen Hand irgendwie zu stande kam.
Marie probierte es ein paar mal, aber es wollte ihr nicht gelingen. Ebenso
dieses Lililili. Aber sie hatte sich zwischenzeitlich an die Tänze gewöhnt und
hörte hin und wieder ein Maschallah. Offensichtlich machte sie nichts
falsch und man freute sich das sie so gut mit tanzte.
Natürlich war auch Jane da die ebenso wie Marie tanzte um dann wieder
auf die beiden lebenhaften Söhne aufzupassen, denn die Kinder der Frauen
waren mit nach oben gekommen. Dank Klimaanlage, sie nannten sie Kühler,
war die Hitze nicht so zu spüren. Eigentlich hatte Marie Lust zwischendurch
mal zu Jaden zu gehen um zu schauen wie es ihm ging und zu erzählen was
sie erlebt hatte. Aber das durfte sie nicht und so blieb sie oben bis sie am
Ende der Hochzeitfeier gemeinsam das Haus verließen.
Fortsetzung folgt ...
Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi
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