Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 18. Juli 2015

Prinzess Geschichte (37)





Marie #37#


Das persische Neujahrsfest stand vor der Tür.
Und Mara und Madoux haben zur Verlobung eingeladen.
Marie und Jaden hatten den Schock über den Verlust des Kindes einigermaßen
gut überwunden und wollten dieses Fest bei ihren Freunden in Berlin feiern.
Inzwischen wohnten sie alle in Berlin. Madoux mit Mara, sein großer Bruder
und Jadens Freud aus der Schulzeit Mahmoud und Inga, sowie Kambis. Alle 
lebten dort. Und es war Zeit das sie sie mal wieder besuchen. Wenn nur nicht
immer diese blöde Transitstrecke wäre.  Obwohl es von den Kilometern nicht
so weit von Hamburg war, knapp 300 km nur, mussten sie zum größten Teil 
über Landstraßen und durch die DDR fahren wenn sie die Route über Lauenburg
nahmen. Das war sehr mühsam und auch nicht ungefährlich. Und meistens waren
sie bis zu 6 Stunden unterwegs. Natürlich gab es da auch noch die Alternative den 
gesamten Weg über die Autobahn Hannover und dann in Richtung Braunschweig, 
Helmstedt zu  nehmen. Aber da waren sie ja  genauso lange unterwegs. 

Diese ätzenden Grenzkontrollen waren richtig lästig. Aber am schlimmsten waren 
die Westkontrollen . Jedesmal wenn Jaden und sie die Transitstrecke durch die 
DDR verlassen haben und wieder in den Westen fuhren wurden sie immer an die 
Seite gewunken und komplett untersucht. Nur weil Jaden keinen deutschen Pass hat. 
Das kostete sie zusätzlich mindestens noch einmal eine halbe Stunde Zeit. Marie 
versuchte es sogar mit einem Trick. Sie saß am Steuer und reichte ihre beiden 
Pässe, legte aber ihren deutschen Pass oben drauf und Jadens roten, iranischen Pass 
darunter. So konnten die Beamten nicht sofort sehen das ein Ausländer an Bord war. 
Normalerweise  wurde man ja auch nicht raus gewunken. Nur Marie und Jaden nicht.

So wurden sie auch dieses mal raus gewunken und ihr Auto komplett  untersucht. 
Vielleicht lag es ja auch am Auto. So eine Ente 2CV und dann noch  Jadens schwarze 
Wuschelhaare und Marie die blonde und langmähnige daneben saß. Das fiel  den 
Beamten wohl zu sofort ins Auge.

"Auf der Rückfahrt nehmen wir den Weg über Lauenburg", sagte Jaden ziemlich 
verärgert. Hatte er doch gehört das die Kontrollen da etwas einfacher ausfielen. 
In Berlin angekommen steuerten sie sofort auf das Studentendorf zu. Nicht weit 
entfernt von der Grenze und direkt an der Potsdamer Chaussee lag es und es war 
ziemlich groß. Ein richtiges kleines Dorf mit einem zentralen Kern wo sogar ein 
kleiner Supermarkt zu finden war. 

Bis auf Mara wohnten sie alle dort und inzwischen hatten sie natürlich auch eine 
Menge neuer Leute kennen gelernt und es wurde nie langweilig wenn man in Berlin 
war. Mara selbst hatte eine kleine Einzimmerwohnung nicht weit vom Dorf, und 
Madouxs überließ Marie und Jaden sein Zimmer und zog für die paar Tage zu Mara. 
Dort sollte ja auch die Verlobungfeier stattfinden. Aus Hannover waren Amir und 
seine verrückte Freundin angereist. Und Homa mit seiner Frau aus Höxter. Aus 
Neuwied, das liegt in der Nähe von Leverkusen war auch ein Paar angereist die 
Mara und Madoux im den letzten Sommerferien kennen gelernt hatten. Kambis, 
der jetzt auch in Berlin lebt war aus dem Studentenwohnheim aus und zu seiner neuen
Freundin gezogen, die angeblich eine tolle große Wohnung direkt in der Nähe
vom Kuhdamm hat. Ach ja, Ahmad und Susanne lebten auch inzwischen in Berlin . 
Es waren also eine ganze Menge Menschen die es galt unter zu bringen. Der 
Treffpunkt für alle Gäste war am Freitag das Studentendorf. Da wollten sie in der 
großen Küche für alle kochen und feiern, denn die Zimmer hier waren noch kleiner
als die in Jaden und Maries Studentenwohnheim. Aber wo ein Wille ist ist auch ein Weg.
Und so quetschten sie sich trotzdem zunächst erst alle in Madoux Zimmer denn in der
Küche war das Kochteam am Essen vorbereiten.

Es sollte natürlich persisches Essen mit Reis geben. Marie, die als einzige bisher nach
Teheran gereist war hatte der Köchin der Mutter  immer über die Schulter geschaut und 
sich  einige Gerichte dadurch aneignen können.
Außerdem gibt es ja noch Jadens Cousine in Hamburg und da kochte sogar ihr
Mann vorzüglich. So gehörte Marie nun auch zum erlesenen Kreis der Köche.  
Als da waren natürlich Kambis und der kleine  Ahmad die für die ganze Gesellschaft 
kochen wollten. Es sollte einen großen Topf Lubia Polo ein persiches Reisgericht
gekocht werden. Aus Hamburg hatten sie extra persischen Reis  mit gebracht den  
es da neuerdings zu kaufen gibt. Dank der vielen persischen  Teppichhändler die
im Hamburger Freihafen ihren Geschäften nachgehen siedelten sich auch zusehends
clevere Geschäftsleute  mit kleinen fast geheimen Lebensmittelgroßhandel in der 
Stadt an. Es war eher ein  Geheimtipp. Und alle waren dankbar mal wieder 
köstlichen persischen Reis essen zu können.

Nachdem die Meute gegessen hatte ging es ans abwaschen, aber da drückten sich die
Männer total und die Frauen standen murrend auf und nur der kleine Ahmad half  mal
wieder. Alle Frauen waren begeistert und beglückwünschten insgeheim schon die 
zukünftige Frau vom kleinen Ahmad, die aber noch nicht in sein Leben getreten war.

Die Musikanlage wurde in die Küche gebracht und ehe man sich versah wurde sie
zur Disco. Zur persischen Disco. Denn es wurde ausschließlich persische Musik
aufgelegt. Amir band sich mit den Geschirrtüchern eine Kopfbedeckung und um
die Hüften ein Tuch und schüttelte seinen Hintern wie die eifrigste Bauchtänzerin.
Auch Marie gab ihre erlernten Tanzkünste zum besten, aber dann kam Maike
die Freundin von Kambis. Die zweifache Boutique Besitzerin mit der tollen großen
Altbauwohnung am Kuhdamm. Sie hatte vorher einen arabische Freund erzählte man
und beherschte wunderbar den Bauchtanz, Marie war hin und weg von diesen doch
anderen, zackigeren Bewegungen wie Maike sie ihnen vortanzte.
Alle waren begeistert und jauchzten und jubelten und feuerten Maike an immer 
mehr Shimmys zu machen, dem rhythmischen, isolierten Zittern der Hüften.
Toll. Das wollte Marie auf jeden Fall auch können und stellte sich neben Maike und
zitterte mit dem Hinterteil und den Schultern. Das war natürlich völliger Quatsch.
Musste sie doch die Hüfte vom Oberkörper isolieren. Aber das wusste Marie ja zu
diesem Zeitpunkt noch nicht. Hauptsache sie hatte Spaß.

Der nächste Tag war der Verlobungstag von Mara und Madoux. Ihre kleine Wohnung 
war fast komplett ausgeräumt worden um genügend Platz für die Gäste zu haben.
Und fleißige Helfer sorgten für ein kleines Eßbuffet und jede Menge Getränke.
Bereits am Nachmittag ging die Party los und Homayun brachte eine Freundin oder 
Verwandte mit, die aus London angereist war. Sie hieß Murtharam, aber alle nannten 
sie Mutti. Und Mutti war ein ganz heißer Feger.
Sie brachte mit ihrer Art fast die ganze Verlobungsfeier zum platzen. Zunächst
ging sie irgendwann mit Homayun auf den Balkon und Marie fand die beiden
zufällig knutschend in der Ecke stehen. Was wird wohl seine Frau dazu sagen.
Die arme Marianne, hatte schon so oft  ihren Mann beim Fremdgehen erwischt und
hat ihn trotzdem kürzlich geheiratet. Muss Liebe blind machen.

Sie flüsterte es eigentlich nur Jaden zu und Homayun kam mit Mutti ja auch gleich
wieder ins Zimmer, fing aber gleich mit Kambis an zu flirten,  der zeigte aber
überhaupt kein Interesse an ihr. Seine Freundin Maike war der absolute Hit. Also 
suchte sich  Mutti das nächste Opfer. Zum Glück war auch Jaden nicht empfänglich 
für ihre  sogenannten Reize und da fiel ihr Blick auf Amir. 

Wie es kam das die beiden auch  plötzlich auf dem Balkon verschwunden waren kann 
Marie jetzt nicht mehr sagen.  Auf jeden Fall hörten sie wenig später ein Mordsgeschrei,  
nein eher ein Gekeife.  Inge, Amirs Freundin zog Mutti an den Haaren ins Zimmer und 
gab ihr eine  Ohrfeige nach der anderen. Amir, der ganz zögerlich ins Zimmer trat wurde
von Inge im wahrsten Sinne des Wortes in den Hintern getreten und dann rannte
Inge raus. Raus aus der Wohnung und wie von Sinnen aus dem Haus.
Alle rannten natürlich hinterher, hatten sie doch Angst das sich Inge irgendetwas antun 
wollte. Sie war ja wie eine Furie. Verrückt war sie immer irgendwie.Aber heute noch ein 
wenig mehr. Zu recht, fand Marie. Wie konnte Amir ihr das nur antun. Dieses  unmögliche 
Mädchen musste sofort von hier verschwinden, sonst verbreitet sie noch mehr Unruhe. 

Endlich hatten sie Inge gefunden. Am Straßenrand auf dem Bürgersteig, heulend wie 
ein Häufchen Elend saß sie da und bekam sich nicht wieder ein. Alle versuchten sie zu 
beruhigen und als Amir vor ihr trat sprang sie auf und fragte nach dem Wohnungsschlüssel.
Sie wollte sich nur etwas frisch machen. Mara gab ihn ihr und schon war sie weg.
Nun stand die ganze Verlobungsgesellschaft auf der Straße und wartete darauf
das Inge wieder raus kam. Mara ging hoch und klopfte an der Wohnungstür.
Niemand öffnete. Rufe vom Garten zum Balkon rauf wurden nicht beantwortet.

Was hat diese Verrücke nun schon wieder angestellt. Sie war bekannt für ihre
unberechenbaren Aktionen, aber dieses Mal bekamen es alle mächtig mit der Angst
zu tun. Sie wird sich doch nichts antun wollen. Oh nein. Das wäre ja furchtbar.
Immer aufgeregter wurden alle und niemand fand so recht die Lösung. Bis 
Madoux oder Mara, so genau kann sich Marie nicht mehr erinnern, bei den 
Nachbarn klingelte und bat über ihren Balkon auf den Balkon von Mara steigen
zu dürfen. Sie hätten sich ausgesperrt. Nun waren diese Balkone ja nicht unmittel-
bar miteinander verbunden . Da gab es schon mindestens einen Meter zu überwinden
und das im zweiten Stock. Nicht ungefährlich das ganze. Aber Inge hat immer 
noch nicht geöffnet und alle waren nun richtig in Sorge. 

Amir selber wollte es machen. Er war ein zwar kleiner, aber sehr sportlicher Typ 
und bestimmt wird es ihm gelingen von einem Balkon zum anderen zu springen. 
Alle schauten nun gebannt von unten zu  wie Amir über die Brüstung des Nachbar-
balkons kletterte, einen Satz nahm und sich am Geländer von Maras Balkon noch 
gerade so festhalten konnte. Er zog sich hoch und war auch schon drin. Zum Glück 
war die Balkontür ja noch offen, denn die ganze Aktion ging so schnell das 
niemand die Tür geschlossen hatte beim rausgehen. 

An der Haustür stand  bereits Madoux und wartete darauf das er von Amir einge-
lassen wird. Und Amir öffnete zuerst die Haustür um dann Inge zu suchen. Wie ein 
Häufchen elend, schluchzend und völlig aufgelöst saß sie im Badezimmer. Wie 
schlimm muss sie gelitten haben. Arme Inge. Und Amir ging auf sie zu und nahm 
sie in Arm. Das Schluchzen wurde immer stärker, aber zumindest schmiegte sie 
sich an Amir. Ein gutes Zeichen das sie ihm verzeihen würde. 

Aber Mutti muss weg. Aber wohin. War doch Homayun selbst ein angereister Gast.
Sie konnten sie nicht einfach weg schicken. Also kam der kleine Ahmad ins Spiel.
Ahmad war der einzige ohne Freundin. Klein und etwas rundlich und schon einen
lichten Haarkranz. Kein gutaussehender Typ wie alle anderen Iraner die Marie kannte.
Aber er war ein Netter, ein herzensguter und alle Frauen mochten ihn. Und Homayun,
der ja seine ebenfalls eifersüchtige Frau nunmehr neben sich sitzen hatte bat nun
Ahmad sich um Mutti zu kümmern. Die hatte zum Glück gemerkt was sie angestellt
hatte und verhielt sich bis zum Ende der Party ruhig. Saß aber ziemlich gelangweilt
neben dem schüchternen kleinen Ahmad.


 Fortsetzung folgt ...

Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.