Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 12. August 2015

Prinzess Geschichte (49)




Marie #49#


Ein wirklich gemütliches Heim hatten sich Marie und Jaden da geschaffen.
Es war zwar nicht vergleichbar mit den großen Räumen und hohen Decken
wie auf der Kanalseite der Isestraße, aber es hatte ein schönes großes Wohnzimmer,
und zwei Schlafzimmer, eine kleine Küche und natürlich wieder ein Bad mit
Badewanne. Vor und hinter dem Haus gab es jeweils gepflegte Rasenflächen.
Und die Sonne schien den ganzen Nachmittag in ihre Fenster die zur Straße
raus lagen. Was will man mehr wenn man noch so jung und frisch verheiratet
ist wie Marie und Jaden.

Natürlich passte nun der gekaufte Esstisch mit den Stühlen nicht mehr, aber da
wurde schnell einen Käufer gefunden. Sie suchten in den Antiquitäten Läden nach
originalen Thonet Kaffeehaus-Stühlen und fanden auch gleich einen kleinen Tisch
aus Mahagoniholz passend dazu, den man praktischer weise ausziehen konnte.
Schließlich sollten manchmal  mehr als vier Leute am Tisch sitzen können.

Außerdem kauften sie einem Freund ein sehr schönes Vertiko mit Spiegelaufsatz
ab. Das war jetzt ihr Wohnzimmerschrank. So eine große Schrankwand wie
sie modern war mochten sie nicht, es sollte unbedingt alles ein wenig individuell
eingerichtet werden.
Das zweite Schlafzimmer wurde vorerst ihr Arbeitszimmer. Hier kauften
sie einen schönen, alten Doppelschreibtisch wo beide Platz nehmen konnten.
Die Armlehnstühle die Jaden erstanden hatte waren ein wenig ramponiert, aber
er hatte Spaß daran sie aufzuarbeiten, neu zu lackieren und die Sitzfläche mit
einem grünen Samtstoff  zu beziehen. Alles sah nun sehr gemütlich aus.
Ein selbst gebautes, halbhohes Bücherregal war das einzige moderne Teil in
diesem Raum, aber es gefiel ihnen so. Was für ein Glück, denn beiden  ergänzten
sich in ihrem Einrichtunggeschmack.

"Irgendwann sollten wir uns aber doch ein Sofa und Sessel zulegen, denn auf
die Dauer passt diese Holzkonstruktion nicht mehr zu unserem neuen Stil.
Wenn wir was schönes finden, dann werden wir sie verschenken." sagte Jaden.
Und es dauerte nicht lange, da waren sie stolze Besitzer von  zwei kleinen Sofas
mit einem passenden Sessel dazu.

Ein Schlafzimmerschrank wurde auch endlich gefunden und  ihre Wohnung war
komplett fertig als sie sich wieder auf die Reise nach Teheran begeben wollten.
Dieses Jahr aber nicht mit dem Auto, denn sie hatten beide nicht so viel Zeit wie
im letzten Jahr.

Sie zogen die Gardinen zu und schlossen die Wohnung ab, gaben einen
Ersatzschlüssel ihrem Freund Manfred, der hin und wieder nach dem rechten
schauen sollte und flogen zum dritten mal gemeinsam in Jadens Heimat.

Wie immer war ein großes Familienaufgebot am Flughafen und alle freuten sich
die beiden nun als Ehepaar begrüßen zu dürfen. Marie reiste das erste mal
mit einem iranischen Pass, denn durch ihre Heirat mit Jaden besaß sie nun zwei
Staatsangehörigkeiten. Stolz zeigte sie an der Passstelle am Flughafen Mehrabad
ihren niegel nagel neuen Pass vor. Der gleiche Nachnahmen wie bei Jaden stand
da in Farsi und Deutsch. Das war im Iran eigentlich nicht üblich, denn als Frau
behielt man seinen Mädchennamen, auch wenn man verheiratet war. Aber sie
haben ja nach deutschen Recht geheiratet und da mußte die Frau den Namen des
Mannes annehmen.  Und wie Stolz war Marie auf ihren neuen Familiennamen.
Den Personalausweis  (Schenasname) für sie  konnte Jaden nur in Teheran
ausstellen lassen, dafür war die iranische Botschaft in Hamburg nicht zuständig.
Zusätzlich befand sich in ihrem Pass noch ein Zettel angetackert und Marie  fragte
was der denn zu bedeuten hat. "Das ist die Erlaubnis von mir als dein Ehemann das
du auch ohne mich reisen darfst" Er grinste als er das sagte, aber Marie war erschrocken,
denn so etwas kannte sie überhaupt nicht. "Darf man denn als iranische Ehefrau nicht
ohne diese Erlaubnis des Mannes das Land verlassen?" "Nein" antwortete Jaden
"Da braucht man immer seine Erlaubnis. Die gibt es für einmaliges Reisen, aber
ich habe für dich eine unbegrenzte Erlaubnis erteilt" nun musste auch Marie lachen
und sagte "Wie großzügig von dir. Da muss ich aber aufpassen das mir dieser Zettel
niemals abhanden kommt"  Aber Jaden beruhigte sie und meinte das er ihr in solch
einem Fall diesen Zettel erneute ausfüllen würde. Marie war beruhigt.

Im Haus der Mutter angekommen bezogen sie wieder ihr  gewohntes, kleines
Penthouse. Der Bruder, der früher einmal darin gewohnt hatte war ja inzwischen
geheiratet und wohnte mit seiner Frau in einer eigenen Wohnung und so war
es immer verweist. Aber es erstrahlte im neu gestrichenen Glanz als sie mit ihren
Koffern eintraten . Wie viel Mühe sich seine Mutter doch immer gab, dachte Marie.
Sie ist wirklich ein Schatz.

"Marie und Jaden. Da ihr ja in Deutschland geheiratet habt würde ich hier sehr
gerne eine Hochzeitfeier für euch geben. Was meint ihr dazu?" Ach je, sie
waren doch bereits ein paar Monate verheiratet und jetzt noch einmal eine Feier.
Muss das denn sein. Ihre Einstellung zu den klassischen Hochzeiten hatte sich
ja noch immer nicht geändert und Marie wollte unter keinen Umständen eine
Braut im weißen Kleid sein. "Gib für uns eine schöne, lockere Party" meinte
Jaden in Absprache mit Marie. "Darüber würden wir uns sehr freuen, mehr aber
wollen wir beide nicht" Und so geschah es dann auch. Es wurde eine Party in einer
schönen, extra dafür gemieteten Villa mit großem Garten gegeben.
Genauso hatten sie sich das Fest vorgestellt. Locker und fröhlich.
Alle kamen um sie zu beglückwünschen, brachten Geschenke und freuten sich für
Jaden und Marie. An Maries Finger blinkte nun ein schöner, neuer Ring mit grünen
Smarakten. Ein Geschenk von seiner Mutter und ihrem Ehemann.  Sie durfte sich aus
einer Schale mit Ringen, die sie zur Ansicht vom Juvelier bekommen hatten, einen
Ring nach ihrem Geschmack aussuchen. 

Das Essen wurde von einem der besten Restaurants der Stadt gebracht und der
Service gleich dazu. Man schenkte den köstlichen Wein aus Schiraz ein und
es gab aber auch das ebenso köstliche, etwas süßlich schmeckende persische Bier.
Natürlich gab es auch Arak. Ein Landestypischer Schnaps. Ähnlich wie Vodka.
Eine Band spielte alle gängigen Songs und es wurde im Garten getanzt und gefeiert.
Wunderschön und wie im Traum. Sie waren Jadens Mutter sehr dankbar für
dieses tolle Fest.

Weit nach Mitternacht fuhren sie in einer Autokolonne hupend durch die Stadt
und in die Berge. Irgendwann hielten sie an einem Aussichtsplatz
und vor ihnen lag das glitzernde und leuchtende Teheran zu ihren Füßen.
Jemand hat ein Dombak, eine Trommel mitgebracht. Ein anderer ein Daf.
So wurde hier oben weiter gesungen, getanzt und auch  getrunken. Immer
die schöne Stadt zu ihren Füßen. Wie liebte Marie ihren Jaden, seine reizende
Familie und seine wunderschöne Heimat.

 Fortsetzung folgt ...

Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi
 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.