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Montag, 10. August 2015

Prinzess Geschicht (48)




Marie #48#



Marie und Jaden wurde eine Wohnung angeboten. Eine richtige, tolle Wohnung
in der Isestraße. 3 1/2 Zimmer sollen es sein, mit einer großen Wohnküche und
einem Badezimmer mit Badewanne in einem Jugendstilhaus. Parterre mit einer
Terrasse direkt zum Isebekkanal. So traumhafte war die Lage.
Allerdings hatte das ganze einen kleinen Harken. Sie sollten nur Untermieter sein,
denn der vordere Teil der Wohnung, nochmals 2  Räume die ineinander gehen,
gehörten dem Hauptmieter der dort unter der Woche sein Büro hat. Aber der hintere 
Bereich ist mit einer Tür versehen und ab schließbar.Also war die eigentliche Wohnung 
separat und darauf kam es an.
Freunde aus dem Studentenwohnheim haben es Marie und Jaden erzählt. Die beiden
waren sofort Feuer und Flamme, denn eine Wohnung in dieser tollen Lage und sogar 
bezahlbar. Lediglich renovierbedürftig war sie, aber das war das kleinste Problem.

Jaden war inzwischen mit seinem Studium fertig und hatte einen gut bezahlten Job 
angenommen. Außerdem bekam er bei ihrer letzten Reise in den Iran mit das der Bedarf 
an gebrauchten, deutschen Fahrzeugen riesig war und man sehr schnell, sehr viel Geld
verdienen konnte, denn Käufer standen Schlange. Normalerweise waren die Zollabgaben
im Iran für Autos sehr hoch, aber es gab eine Ausnahme. Wenn ein Student nach seinem
Auslandstudium in seine Heimat zurück kehrt konnte er ein Auto und Elektrogeräte
Zollfrei in den Iran einführen. Für einige dieser Studenten war diese Option nicht
interessant und sie verkauften diese Zollfreiheit an Händler, sodass es für beide ein 
lukratives Geschäft war.
Alle iranischen Kommilitonen von Jaden hatten sich nun auf die Suche nach diesen 
gefragten Autos gemacht. Sie konnten mit einem Auto mehr Geld verdienen als so manch 
einer  im Monat als Gehalt bekam. Und da Jaden sehr geschäftstüchtig war ging auch er 
auf die  Suche und war sehr erfolgreich darin. Finanziell war für sie ein Wohnungswechsel 
also überhaupt kein Problem.

"Lass uns die Wohnung doch einfach mal anschauen. Vielleicht ist sie ja was für
uns. Und dieses Büro im vorderen Bereich stört uns doch nicht. Wir sind sowieso
tagsüber immer unterwegs und abends oder am Wochenende sind die eh nicht da."
Marie fand die Idee, endlich ein eigenes Reich nur für sich zu haben faszinierend.
Also machten sie sich auf den Weg um sich die Wohnung anzuschauen und sie war
ein Traum. Schöne große Räume mit Stuckdecken. Auch im hinteren Bereich gingen
zwei Zimmer ineinander über, man konnte sie aber mit einer Schiebetür von einander
trennen. In der Küche war viel Platz für einen Esstisch. Der Fußboden war mit gut 
erhaltenen Dielen ausgelegt. Sie lag direkt am Isebek Kanal und der Blick auf den Kanal 
war traumhaft. Eine Treppe führte sie direkt zu einem kleinen Rasenstück und  es gab 
sogar einen Bootsanleger. Wenn sie die Wohnung bekommen könnten, würden sie
hier einziehen wollen.

Der Inhaber der Handelsagentur, der ja der Hauptmieter war, gab ihnen sofort
den Zuschlag  und so stand der Renovierung nichts mehr im Wege.
Rote Türrahmen wollte Marie haben, die Türen selber sollten weiß bleiben.
Und auch der Stuck an den Decken werden sie farblich absetzten. Es wird
phantastisch aussehen. Ihre erste Wohnung. Wie freuten sie sich als endlich
alles fertig war und sie einziehen konnten.

Kurz vor Vollendung der Renovierarbeiten machten sie sich auf die Suche nach
Möbel. Als erstes kauften sie sich einen Esstisch für die Küche und Stühle.
Eine rot/weiß karierte Gardine wurde genäht und der freie Platz unter der
Porzellanspüle wurde ebenfalls mit diesem Stoff  bestückt. Richtig gemütlich
war jetzt ihre Wohnküche.

Als nächstes musste ein Bett her. Hier entschieden sie sich für ein französisches
Modell mit aufklappbarem Bettkasten und einen Rückenteil in einem modernen
Orange. Als Schrank sollte vorerst einmal ein Kleiderständer seine Pflicht tun.
Irgendwie konnten sie sich nicht entscheiden. Es sollte unter keinen Umständen
eines dieser fertigen Kaufhausschlafzimmer werden, so etwas mochten sie beide nicht.

Im Wohnzimmer baute Jaden eine große Holzkonstruktion. Darauf legten sie nach 
Maß zugeschnittene  Schaumstoff Auflagen, die sie mit einem schönen, strapazier-
fähigen Stoff bezogen. Als Rückenstütze dienten ebenfall angefertigte Poschtis
Es sah ein wenig wie ein Persian-Room aus und Marie war von Jadens Talent total 
begeistert. Wenn ihre Eltern zu Besuch kommen, können die dann ja in ihrem Bett 
schlafen und sie beiden hätten ein ebenso bequemes Sofa. Alles passt.

Es kam der Auszug aus dem Studentenwohnheim. Alle Flurfreunde hatten
sich versammelt und ein Geschenk für sie gekauft und versprachen sie so bald
wie möglich zu besuchen. Der Abschied war mit einem weinenden und einem
lachenden Auge, denn sie hatten sich trotz der Enge immer sehr wohl gefühlt.

Maries Eltern kamen tatsächlich kurz nach ihrem Einzug und waren gespannt
auf ihr neues Heim. Jaden und Marie wollten zu diesem Anlass ein kleines Essen
geben und da durfte Manfred, der bei der Renovierung viel geholfen hatte, und
seine Daggi nicht fehlen. Natürlich sollte auch Jadens Cousine mit ihrem Mann
und der kleinen Tochter dabei sein.
Marie wollte persisch kochen und war den ganzen Tag am vorbereiten als die
Eltern eintrafen und sich staunend in der Wohnung umsahen. "Ja, schön groß.
Aber warum um Himmels willen denn rote Türrahmen? Und dann auch noch
dieser bunte Stuck. Ihr hättet ruhig etwas  gedecktere Farben benutzen können."
Für  Mama und Papa hatten sie wohl nicht den richtigen  Geschmack getroffen.
Aber schließlich leben sie ja in dieser Wohnung und ihnen gefällt es.

Nach dem Essen, das sie am gemütlichen Küchentisch ein nahmen, gingen sie
ins Wohnzimmer und Jaden machte das Tonband an wo er persische Musik
aufgenommen hatte. Die kleine Tochter der Cousine fing sofort an zu tanzen. Das
war so niedlich. Und Marie wünschte sich auch ein Kind. Aber nicht jetzt. Ein wenig
Zeit gemeinsam wollten sie sich noch nehmen. Arbeiten und Geld sparen für die Zukunft.

Alles war wunderbar, bis etwa drei Monate nach ihrem Einzug der Hauptmieter an ihrer
Tür klopfte. Marie öffnete und er trat mit einem ernsten Gesicht ein. "Ich muss mit
Euch sprechen" Was könnte es denn so ernstes geben? grübelte Marie noch, aber er 
musste es wohl sofort loswerden und sagte. "Meine Geschäfte laufen nicht mehr so gut 
und ich habe beschlossen mein Büro in meine Privatwohnung zu nehmen um Kosten zu 
sparen. Ich werde also in einem Monat hier ausziehen. Und da ich Hauptmieter bin könnt 
ihr ja vielleicht versuchen jemand für den vorderen Teil zu finden und meinen Vertrag
übernehmen.

"Hmm", sagte Marie. "Vielleicht keine so schlechte Idee. Und wenn wir später mal
mehr Geld verdienen, können wir dann ja die ganze Wohnung nutzen." Was wird
Jaden dazu sagen. Bestimmt ist er damit auch einverstanden.

Als Jaden nach Hause kam erzählte sie ihm von der Kündigung und der Option die
Wohnung als Hauptmieter zu übernehmen. "Natürlich machen wir das. Wir haben
hier doch so aufwendig renoviert. Der Verwalter soll ruhig kommen und schauen
wie schön  alles geworden ist. " Und dann kam der Verwalter. Ein älterer Herr
mit buschigen Augenbrauen unter denen böse Augen rausschauten.

Er ging ohne ein Wort zu sagen von einem Zimmer zum nächsten. Und verabschiedete
sich mit einem "Sie hören von mir". Weg war er und dafür kam jetzt die Angst hier
wieder raus zu müssen. "Wenn ich das gewusst hätte", schimpfte Jaden. "Dann wären
wir noch weiter bequem im Studentenwohnheim geblieben. Nun haben wir den
Salat.  Der Verwalter sah mir sehr Ausländerfeindlich aus. Siehst du wie er geschaut hat.
Er hat mich überhaupt nicht beachten. Und dich nur unwesentlich mehr."

Jaden hatte mit seiner Vermutung recht. Sie sollten die Wohnung nicht bekommen und
mussten in einem Monat hier wieder ausziehen. Panik ergriff beide. Wo sollen wir
so schnell eine neue Wohnung her bekommen und von wem bekommen wir die 
entstandenen Kosten für die Renovierarbeiten." Ich werde mit dem Hauptmieter sprechen. 
Irgendwie komisch dass er das vor drei Monaten noch nicht gewusst haben soll " 
sagte Marie. "Er muss uns die entstandenen Kosten erstatten."

Weil es dem Hauptmieter so peinlich war, hat er sofort eingewilligt und wollte ihnen
den Schaden bezahlen. Dieses Problem war nun gelöst. Aber jetzt musste sofort eine 
neue  Wohnung her.

Sie kauften sich das Hamburger Abendblatt und begannen nach Zwei- Drei-Zimmer
Wohnungen zu suchen. Aber nichts gefiel ihnen, oder die Stadtteile waren ihnen
nicht angenehm. In drei Wochen sollten sie ausziehen und noch immer war keine
Wohnung in Sicht. "Ich habe ein Dejavue" sagte Jaden. "Genau das ist mir passiert
als ich damals nach Hamburg kam und im Gästezimmer wohnen musste. Ich dachte
nicht dass ich so was noch einmal durchmachen muss" Aber Marie war positiv gestimmt,
"Wir haben doch morgen einen Makler Termin für eine Drei-Zimmer Wohnung, nur ein
paar Häuser weiter auf der anderen Straßenseite. Kein Jugendstilbau wie dieser hier,
sondern ein Haus aus den 60er Jahren, und sie hat  einen kleinen Balkon. Es wäre ein
wirklich großes Glück wenn es klappen könnte"

Außer ihnen waren noch mindestens 15 andere Leute gekommen um die Wohnung
zu besichtigten. Sie war sehr schön geschnitten, musste aber auch wieder renoviert
werden. "Sicher haben wir hier keine  Chance. Siehst du wie viel Bewerber gekommen
sind." Jaden war sehr pessimistisch als er ihr das zu flüsterte. Aber Marie ließ sich davon
nicht einschüchtern. "Ich fülle trotzdem  mal den Fragebogen aus. Mehr als nein
sagen können sie nicht. " Sie hatten Glück, denn nur zwei Tage später rief der Makler 
bei ihnen an und teilte mit das sie in die engere Wahl gekommen sind. Zwei 
Konkurrenten hieß es nun noch auszuschalten.
Die Wohnung gehörte einem vermögenden Unternehmer Ehepaar das in Blankenese
auf dem Kiekeberg wohnt und da sollten sie nun am Sonnabend hin und sich vorstellen.
Aufgeregt machten sie sich auf den Weg und klingelten pünktlich an dem Eingangstor
der großen Villa. Etwas schüchtern nahmen sie Platz und das sehr freundliche Ehepaar 
fing an ihnen Fragen zu stellen. "Sie haben wunderschöne persische Teppiche"
bemerkte Jaden am Ende der Befragung. "Ich bin Perser und kenne mich mit diesen
Teppichen aus." Das Ehepaar freute sich über dieses Kompliment, denn offensichtlich
hatten sie ihre Teppiche mit viel Liebe ausgesucht und das Gespräch wurde plötzlich
viel lockerer. Fast eine Stunde saßen sie bei ihnen und wurden auch sehr freundlich mit
den Worten  "Der Makler wird sich bei ihnen in den nächsten Tagen melden" verabschiedet.

Auf dem Rückweg waren beide sehr aufgeregt, denn sie sollten sich noch weitere Tage
gedulden und abwarten ob es klappen wird. So gerne hätten sie diese schnuckelige,
kleine Wohnung gehabt und außerdem drängte jetzt ja auch wirklich die Zeit.
Sie haben ihr Problem wahrheitsgemäß geschildert und darauf aufmerksam gemacht
das sie wirklich dringend eine Wohnung suchen.

Bereits am Montagabend rief der Makler bei ihnen an und beglückwünschte sie zu
ihrer neuen Wohnung. Marie hüpfte vor Freude und Jaden war sehr froh das diese
Sorge vorbei war. Sie konnten das nette Ehepaar von sich überzeugt. Und da die
Wohnung bereits leer stand, bekamen sie auch schon am nächsten Tag die Schlüssel 
und einer erneuten Renovierung stand nun nichts mehr im Wege.

Dieses Mal sind wir Hauptmieter und uns kann jetzt nichts mehr passieren.
Außerdem wohnen wir nach wie vor in der schönen Isestraße mit dem wundervollen
Markt am Dienstag und Freitag. Dieses Flair war einmalig. Was waren sie doch
für Glückpilze.






Fortsetzung folgt ...

Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi













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