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Sonntag, 2. August 2015

Prinzess Geschichte (46)




Marie #46#


Das nächste Mal werde ich bestimmt von diesem eingelegten Knoblauch essen.
Marie war diese Nacht noch lange in "guter" Erinnerung und bei jedem Essen
mit Sir-Turschi oder überhaupt Knoblauch der auch nicht eingelegt war wollte
sie in Zukunft mindestens eine Zehe essen. 

Marie verstand sich mit Jadens Mutter wirklich sehr gut, natürlich auch mit der
Schwester und alles anderen. Aber seine Mutter war etwas ganz besonderes für
sie. Marie merkte wie sie alles tat damit sie  sich in der Familie wohl zu fühlt und
war ihr unglaublich dankbar für ihre Zuneigung und Liebe. Und da die Mutter immer
sehr auf ihre Figur achtete und beim Essen maximal eine halbe Portion essen wollte,
teilte sich Marie mit ihr die andere Portion. Denn auch Marie war darauf bedacht
möglichst nicht an Gewicht zu zulegen bei dem tollen Essen was es hier gab.
Und bezüglich des Knoblauchs verriet ihr die Mutter auch einen Trick wie sie selber
damit umging Knoblauch zu essen ohne ihn zu schmecken. "Marie, mach es doch
wie ich. Ich nehme mir immer Löffel Reis, verstecke eine Zehe darin und
schlucke es ohne zu kauen runter und spüle dann noch zusätzlich das ganze mit
einem Schluck Wasser runter." Das tat Marie nun auch fort an und sie hatte wirklich
keine Probleme mehr, denn man glaubte es kaum. Sie roch bei niemanden mehr
den üppigen Knoblauchkonsum. 

Inzwischen hatte Marie eine besonders schöne braune Hautfarbe von der Sonne
bekommen denn sie legte sich  niemals unter den Sonnenschirm wie die Perserinnen
das machten. Niemand von ihnen wollte braun werden. Sie mochten alle Maries
helle Haut und bewunderten sie dafür, was Marie nun überhaupt nicht verstand.
Sie waren alle so hübsch, mit ihren dunklen großen Augen und dem üppigen
schwarzen Haar und ihren tollen Olivefarbenen HautTeint. Und sie so Blond und hell. 
Aber man mag ja immer das was man selber nicht hat. Und deshalb bräunte sie
sich weiter und wurde von der Meernähe, dem Salzwasser, dem Boot oder Tretboot
fahren immer brauner. Jaden hatte damit überhaupt kein Problem. Ein Tag Sonne
und schon war er so braun wie Marie nach einer Woche oder länger.
Sie tollten mit den Jungs im Wasser, machten lange Spaziergänge am Strand und
spielten Ping Pong. 

Zwei Tage vor dem Ende ihres schönen Urlaubes passierte es dann. Jadens kleiner
Bruder, er war 12 Jahre alt, tollte mit seinen Eltern im Wasser. Als Marie von ihrer
Sonnenliege plötzlich sah wie alle im Wasser in die Richtung der drei schwammen.
Was war passiert. Marie sprang auf um auch hinzulaufen und da sahen sie wie die
Mutter mit Schmerzverzehrten Gesicht aus dem Wasser stieg. Bei der Tollerei hat
ihr kleiner Sohn wohl bei einer falschen Bewegung seinen Ellenbogen in ihre Rippen
gedrückt und sie bekam kaum Luft. Schnell rannten alle zum Haus um sich ihre
nassen Badesachen auszuziehen um dann mit der Mutter ins Krankenhaus zu fahren.
Alle warteten aufgelöst im Wartezimmer. Nach einer Stunde kam die Mutter mit einem
dicken Verband aus dem Behandlungzimmer. Man hatte sie geröntgt und festgestellt
das eine Rippe gebrochen war. So ein Rippenbruch ist sehr schmerzhaft und musste
von selber wieder verheilen. Zum Glück waren die Ferien bald um und einen Tag früher
als geplant machte sich die ganze Reisegesellschaft auf den Rückweg nach Teheran.
Schade das dieser schöne Urlaub nun so enden musste, aber zum Glück hatten sie
ihn ja lange genug geniessen können.

In Teheran angekommen ging die Mutter noch einmal in die Klinik um sich auch hier
gründlich untersuchen zu lassen. Aber die Diagnose war die selbe. Rippenbruch.
Sie konnte nun an den weiteren Einladungen nicht mehr teilnehmen, lag meistens
im Bett oder konnte nur Kerzengrade sitzen.

In einer Woche sollte der Abflug von Jaden und Marie aus Teheran sein. Inzwischen
hatte Jaden einen Käufer für ihr Auto gefunden und der Vater sagte sie könnten mit
einer militärischen Transportmaschine von Teheran in die Nähe von London fliegen
und von dort aus mit dem Schiff zurück nach Hamburg. Da der Preis dieses Fluges nur
10 % von den Kosten eines normalen Flugtickets war willigten Jaden und Marie ein.
Da sie nun kein Gepäcklimit mehr hatten, kauften Marie und Jaden jede Menge schöner
Dinge wie eine große persische Bodenvase. Alte antike persische Kacheln. Einen
wunderschönen Holzspiegel. Ausserdem  noch jede Menge getrocknete Kräuter
für die persischen Gerichte die Marie sich nun inzwischen bei der Köchin der Mutter
ab geschaut hatte und in Hamburg selber kochen wollte.
Die Mutter seines Freundes Mahmoud kam mit einem Koffern voller Konservendosen
wie Ghorme Sabzi und Fessenjun. Außerdem brachte sie noch einen Karton mit leckeren
aber fettigen Zulbia Bamie. Das war ein frittiertes Gebäck aus Speisestärke und Joghurt.
Der Koffer wog alleine 20 kg und dieser Karton mit dem Gebäck noch mal 1 kg und
war bereits nach 2 Stunden ein wenig durchgematscht.
Jaden beschloss von den 40 Dosen nur 10 mit zu nehmen, den Rest sollte Mahmoud
Mutter wieder abholen. So viel konnten und wollten sie nicht mitnehmen.
Hatten sie doch von der Mutter ein schönes Silbernes Teeservice geschenkt bekommen,
mit diesen typischen Handgemachten Mustern wie sie sie im letzten Jahr in Isfahan
gesehen hatten. Und noch einen kleinen Seidenteppich . Annähernd wohl alles in
allem 100 kg. Sorglos machten sie sich auf dem Weg zum Militärstützpunkt,
mit einem üppigen Lunch Packet von der Mutter im Gepäck und dem Rückflug
nach Europa stand nun nichts mehr im Wege.

Als Jaden und Marie vom Vater zu Flughafen gebracht wurde sahen sie vor sich
ein dickbauchiges Flugzeug mit einem grauen Aussenanstrich. Ihre Koffer und
Kisten mussten sie  selber in die Maschine reinhieven und als sie das innere
des Flugzeuges betraten bekamen erst mal einen Schreck.
Es gab keine Sitze sondern nur an den Wänden entlang solche Hängeschaukeln.
Und in der Mitte türmte sich eine große Fracht auf die mit einer Plane zugedeckt war,
aber sie konnten nicht sehen was sich dahinter verbarg. Ihr eigenes Gepäck wurde
separat verstaut und von der Crew fest gezurrt. Und dann ging es auch schon los.
Langsam startete die Maschine und sie schaukelten in ihren Sitzen und es war ihnen
nicht geheuer. Endlich hatten sie ihr Reiseflughöhe erreicht und sie konnten sich
endlich aus ihrer unbequemen Lage befreien. Marie und Jaden rechneten mit
einem 5 Stündigen Flug. Er sollte aber 12 Stunden dauern, denn da es sich nicht
um eine Verkehrsmaschine handelte durften sie über viele Länder nicht hinweg
fliegen sondern nahmen Kurs auf das Mittelmeer, langsam über die Straße von
Gibralta hinweg, entlang an der französischen Küsten um dann auf einem
Militärflughafen in der Nähe von London zu landen.
Marie und Jaden durften während des langen Fluges zeitweise vorn mit im Cockpit
sitzen und genossen die tolle Aussicht. Eine Toilette gab es auch in diesem Flugzeug,
aber die befand sich im hinteren Teil und war nur mit einem großen Vorhang versehen.
Ausser ihnen gab es  noch weitere 10 Passagiere, allesamt Angehörige von
Militärmitarbeitern und es wurde viel erzählt und viel gefragt.

Es war bereits Stockdunkel als sie endlich den Militärflughafen in der Nähe von
London erreicht hatten. Sehr klein war er. Eigentlich konnte Marie nur ein
Barackenähnliches Haus erkennen. Sie waren irgendwie am Ende der Welt gelandet.
Ein LKW mit einer offenen Ladepritsche fuhr vor, verstaute von allen Fluggästen
das Gepäck und in einem kleinen Minibus konnten sie selber Platz nehmen.
Vielleicht 20 Minuten sind sie gefahren, als plötzlich der LKW und der Bus hielten.
Das Gepäck wurde von der Pritsche auf den Bürgersteig gestellt und weg waren
sie wieder. Nur mit einem Hinweis das da hinten, am Ende der Straße die Bahn-
station war. Da standen nun Jaden und Marie mit ihren 100 kg Gepäck von Kisten
und Koffern und überlegten wie sie die mindestens 300 m bewerkstelligen sollten.
Und so begannen sie alles  immer 5 Meterweise zu verlagern bis sie endlich
den Bahnhof und den Bahnsteig erreicht hatten. Zum Glück kam auch gleich ein
Zug nachdem sie ihre Fahrkarten gelöst hatten und brachte sie nach London.
Paddington Station war für sie Entstation und sie hatten vereinbart bei einem
Cousin der in London studiert für 2 Tage einen Stopp einzulegen um dann weiter
die Fähre von Harwich nach Hamburg zu nehmen. 
Noch einmal konnten sie auf keinen Fall mit öffentlichen Verkehrsmitteln diese
schwere Fracht transportieren und so nahmen sie eins dieser typischen englischen
Taxis wo ihre Fracht zum Glück auch Platz hatte.

Inzwischen war der Karton mit dem Gebäck total durchnässt von der klebrigen
Flüssigkeit die sich gebildet hatte und drohte auseinander zu fallen. Zum Glück
schafften sie es gerade noch zum Haus des Cousins und als sie in seinem Zimmer
ankamen war der Karton vollends ruiniert. Das freute wiederum den Cousin, denn
er hatte lange dieses Köstlichkeit nicht mehr essen können und nun saßen sie
glücklich und verschwitzt von den Strapazen bei ihm und ließen sich zu einem Tee
das ganze munden.

Es war ein großes Zimmer in einer alten Villa das der Cousin bewohnte.
Um zu duschen mussten sie Cent Stücke einwerfen damit sie warmes Wasser bekamen.
Auch die Heizung ging nur wenn man Cent Stücke in einen Behälter warf. Komisch.
Nie zuvor hatte Marie so etwas gesehen und fand es sehr belustigend. Erinnerte es
sie doch eher an einen Waschsalon. Aber sie hatten in den zwei Tagen viel Spaß
mit dem Cousin. Gingen durch die Stadt, aßen Fish and Ships, oder eins dieser
leckeren Sandwiches von dem kleinen Imbiss an der Ecke.

Dann kam auch der Abschied vom Cousin und von London. Er sollte 5 der Dosen
von Mahmouds Mutter behalten, war ihr Gepäck ja nach wie vor so schwer.
Sie nahmen wieder eins dieser Taxis, ließen sich zum Bahnhof fahren und stiegen
in den Zug der sie nach Harwich bringen sollten. Mühevoll trugen sie ihre Koffer und
Kisten die Reling hoch und dann sollte die Überfahrt beginnen. Leider war keine Kabine
mehr frei, sodass sie in einem Raum auf unbequemen Stühlen übernachten mussten.
Nachts kam Sturm auf, bestimmt Windstärke 12 und kaum einer behielt sein Essen
vom Abend in sich. Eine fürchterliche Überfahrt war das.

Am nächsten Morgen erreichten sie Hamburg. Endlich. Jetzt nur noch schnell durch
den Zoll und ab nach Hause und erst einmal richtig ausschlafen. Zum Glück gab es
hier Wagen mit denen sie ihre Fracht  transportieren konnten. Marie ging vor und
wurde durchgewunken. Als sie weiter ging bemerkte sie plötzlich das Jaden nicht
mehr an ihrer Seite war und drehte sich um und sah das er gerade in einen separaten
Raum gewunken wurde.  Er gab ihr noch Zeichen das sie schon nach Hause vorfahren
sollte. Sowieso hätten sie mit so viel Gepäck zwei Taxen nehmen müssen. Also fuhr
Marie vor und lud mit ihren Freunden ihr Gepäck aus und da Jaden noch nicht da war
ging sie mit dem Silbertablett samt Teegläsern und dem kleinen Seidenteppich zu
ihrer Freundin um ihr  diese Geschenke zu zeigen.
Plötzlich sah sie Jaden in einem Auto vorgefahren und er stieg mit zwei Männern
aus und kam auf das Haus zu. Schnell rannte sie in ihr Zimmer um zu sehen was
denn nun passiert sei. Wer waren diese beiden Männer.

Sie waren von der Zollfahndung. Zuerst dachte man die getrockneten Kräuter sind
Haschisch oder sonstiges Rauschmittel. Aber  damit konnte man lediglich Ghorme
Sabzi zubereiten, denn einige Kräuter dazu gab es in Deutschland nicht.
Dann muss wohl jemand mitbekommen haben das sie zu zweit eingereist sind und
vermuteten bei der zweiten Person vielleicht irgendetwas was nicht mit eingeführt
werden durfte. Also durchsuchten sie auch Maries Gepäck, fanden aber außer den
Mitbringseln und den 5 Konservendosen nichts was für sie der Rede wert sein konnte
und verabschiedeten sie sich freundlich und gingen wieder.
"Die wollten doch tatsächlich mit einem Polizeiauto vorfahren. Aber ich habe gesagt
das ich das auf keinen Fall wollte. Nur jemand in Zivilkleidung durfte mitkommen"
erzählte ihr Jaden später. Das wäre ja was geworden, Polizei im Studentenwohnheim.
Das gab es vorher auch noch nie. Und auf die Frage wieso sie denn nun sogar mit
ins Haus kommen dürften, erklärten sie das der Zollbezirk einen Radius von 20 km
hatte und sie deshalb bei Verdacht eine Hausdurchsuchung vornehmen konnten,
auch wenn man den Zollbereich im Hafen  bereits verlassen hatte.
Nun waren sie klüger und als die Freunde wenig später zu ihnen ins Zimmer kamen
um zu fragen was den los gewesen sei, erzählten sie ihnen die Geschichte. Marianne
sagte: " Ach je, vielleicht hättet ihr ja auf das Tablett und den Teppich Zoll zahlen müssen
den du mir vorhin in meinem Zimmer gezeigt hattest.""Meinst du?" sah Marie sie
fragend an "Das waren doch Geschenke.Wieso sollten wir die verzollen ?" Geklärt haben
sie das bis heute nicht, gab es doch damals noch andere Vorschriften. Aber irgendwie
schräg fanden sie das ganze schon und schüttelten noch mehrmals den Kopf darüber
wie schnell man, nur weil man viel Gepäck dabei hatte, in den Verdacht des
Rauschgiftschmuggeln kommen kann.
Sie hatten wirklich von Anfang bis Ende eine spannende Reise erlebt. Ob sie auch im
nächsten Jahr noch einmal so etwas wagen würden ?.


Fortsetzung folgt ...

Copyright: Heidemarie Khan Shaghaghi


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