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Montag, 7. März 2016
Rosenduft (13)
Rosenduft (13)
Am nächsten morgen wachte Ahmad auf und schaute auf das
Antlitz von Schirin. Sie schlief noch tief und fest. Er stand leise auf
um sie nicht zu wecken und wusch sich gründlich und zog seine
Kleidung an. Danach setzte er sich auf einen Stuhl und sah auf seine
friedlich schlafende Frau. Er erinnerte sich an seinen Traum von heute
Nacht und das er im Traum Maryam zum Traualtar geführt hatte.
Er erschrak über sich selber und dachte dass das nie wieder passieren
durfte. Sie war jetzt seine Frau und er wollte ihr ein guter Ehemann
sein.
Langsam erwachte auch Schirin und als sie Ahmad auf dem Stuhl
sitzten sah schob sie ihre Bettdecke bis an ihr Kinn, wollte sie doch
nicht das Ahmad sie so schlaftrunken sehen sollte.
Ahmad stand auf und sagte ihr das er kurz runter gehen wollte um
ihr Frühstück zu bestellen. In dieser Zeit konnte auch sie sich frisch
machen und ankleiden. Schirin war dankbar für soviel Feingefühl,
sie schämte sich noch ein wenig und musste erst lernen eine gute
Ehefrau zu sein.
Nachdem sie sich angekleidet hatte kam auch schon Ahmad zur Tür
herein, kurz danach auch ein Hoteljunge mit dem Frühstück das
er gekonnt auf dem Tisch ausbreitete und sich leise wieder zurück
zog. Schweigend aßen sie ihr erstes gemeinsames Frühstück.
Bis Ahmad schließlich sagte " Wir werden morgen die Reise nach
Teheran antreten. Meine Familie erwartet uns schon sehnsüchtig
und ich will nun keine Zeit mehr verlieren" Schirin nickte nur, sagte
aber nichts.
Zum Mittagessen fuhren sie noch einmal zu ihrem Elternhaus wo
ihre Koffer für die Reise nach Teheran bereits gepackt waren.
Sie würden morgen bei Tagesanbruch abgeholt werden.
Maryam und Schirin weinten beide bei der Verabschiedung.
Sie küsste noch ihren Vater und ihren Großvater die Hände um sich
dann auf die Reise in ihre neue Heimat zu machen.
Sehr früh morgens schlossen sich Ahmad und Schirin einer Karavane
an die sie nach Teheran bringen würde. Alles war fertig verpackt
und verzurrt und bei großer Hitze, immer an der Wüstenstraße
entlang erreichten sie zunächst Nain, eine kleine verschlafene Stadt.
Hier wollten sie einen Tag Rast einlegen bevor die Karawane
weiter zog in Richtung Kashan.
Auch dort wurde wieder ein Tag Rast eingelegt damit sich vor allen
Dingen auch die Tiere erholen können.
Weiter ging ihre beschwerliche Reise endlich in Richtung Teheran
das sie nach einen mehrtägigen Ritt in den Abendstunden erreichten.
Genau wie bei Ahmads erster Ankunft lag die große Stadt vor ihm.
Auf einem Plateau und im Hintergrund türmte sich das über 5000 Meter
hohe Alborz Gebirge auf. Es war wirklich ein sehr überwältigender
Anblick für Schirin, ganz anders als in ihrer Heimatstadt.
Sie ritten durch das Stadttor und fanden sich irgendwann vor dem Haus
von Ahmad, das früher einmal sein Meister bewohnt hatte, wieder.
Seine Brüder traten ihm entgegen und begrüßten Ahmad überschwänglich
und hießen auch seine junge Frau aufs herzlichste Willkommen.
Die etwas kränkelnde Mutter erwartete die beiden im Salon. Sie war so
alt und zerbrechlich geworden das Ahmad sich erschrak. Was war in
den letzten Jahren passiert das die Mutter so gealtert war. Aber er kniete
vor ihr nieder und küsste ihre Hand und Schirin tat es ihm nach.
Die Mutter freute sich für Ahmad und sein Glück und betrachtete das
Antlitz von Schirin. Wie schön sie doch war, aber auch noch sehr jung.
Sie wird ihrem Ahmad eine gute Frau sein, dachte sie bei sich. Ich
kann dann ruhig diese Welt verlassen. Alle Kinder waren versorgt.
Ahmad, der diese trüben Gedanken seiner Mutter erraten konnte
sprang auf und küsste sie noch einmal zärtlich auf die Augen.
"Liebe Mutter, ihr müsst noch lange bei uns bleiben damit ihr auch
meine Kinder aufwachsen seht" Schwach nickte die Mutter, wusste
sie doch das ihre Zeit nun längst gekommen war.
Langsam lebten sich Schirin und Ahmad in ihrem gemeinsamen
Heim ein. Sie war eine sehr stille und gute Frau die alles tat damit
es ihrem Mann an nichts fehlte. Und nach einer Weile sagte sie ihm
das sie ein Kind unter ihrem Herzen trug. Ahmad wollte vor Freude
fast Purzelbäume schlagen, so erfreut war er über die Nachricht.
Schirin durfte sich jetzt auf keinen Fall anstrengen in dieser Zeit
ihrer Schwangerschaft. Er brachte ihr die schönsten Früchte, den
köstlichsten Scharbat und das beste Essen. Es sollte ihr gut gehen.
Kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes verstarb Ahmads Mutter.
Wie traurig war er darüber. Er hätte gerne ihr noch seinen Sohn
in die Arme gelegt, aber sie war einfach sanft eingeschlafen und
nicht mehr aufgewacht. Nach der Trauerfeier ging es Schirin
plötzlich nicht mehr so gut, sie spürte das ihr Kind kommen
wollte. Und so erblickte ein kleiner Junge das Licht der Erde
die doch gerade eben einen Erdenbürger zu Grabe tragen musste.
Der kleine Junge entwickelte sich prächtig. Er war richtig pausbäckig
so gut genährt wurde er von Schirin. Schnell vertrieb sein liebenswertes
Kinderlachen die Trauer und es dauerte nicht lange das war Schirin
schon wieder schwanger. "Vielleicht wird es diesesmal eine Tochter."
sagte Schirin. Sie wünschte sich so sehr eine kleine Tochter. Aber
sie bekamen wieder einen Sohn. Ebenso kräftig wie sein großer
Bruder der jetzt langsam auf wackeligen Beinen durch das Haus
lief und allen viel Freude bereitete.
So verging wieder ein Jahr und Ahmad ist inzwischen eine
Kooperation mit seinem damaligen englischen Nachbarn von
der indischen Teeplantage eingegangen. Er bewirtschaftete auch
seine Plantage und schickte regelmäßig den qualitativ hochwertigen
Tee nach Persien und Ahmad verteilte die Ladungen im ganzen Land.
Sein Geschäft wurde immer größer und bald fand er sogar Abnehmer
im Ausland für seine Teesorte. Die Geschäfte liefen prächtig.
Die beiden Söhne wuchsen heran als Schirin zum dritten mal
schwanger wurde. Auch dieses mal wünschte sie sich im stillen ein
kleines, süßes Mädchen. Aber auch das dritte Kind wurde ein Sohn.
Sie werden sicherlich noch mehr Kinder haben, dachte sich Schirin.
....Fortsetzung folgt
Copyright by
Heidemarie Khan Shaghaghi
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