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Donnerstag, 3. März 2016
PrinzAndPrinzess: Rosenduft (10)
Rosenduft (10)
Sein Zustand verschlechterte sich zusehends.Schüttelfrost ließ
seinen Körper erbeben. Die Hausangestellten waren in größter
Sorge um ihren Herren und suchten Hilfe bei einer benachbarten
englischen Familie. Sofort schickten sie ihren Arzt der ihn
gründlich untersuchte und Chinin verabreichte. Chinin um das
Fieber zu senken damit er hoffentlich die Malaria überleben kann.
Nach und nach fiel das Fieber und das Atmen wurde mehr und mehr
ruhiger. Nach zwei Tagen fiel Ahmad endlich in einen erholsamen
Schlaf. Er war abgemagert von dieser Zeit als er endlich wieder
erwachte. Aber das war natürlich nur das kleinste Übel,denn er wurde
ordentlich von seinem Koch aufgepäppelt und schon bald konnte
er in seinen Schaukelstuhl auf der Veranda sitzten und ein wenig
Sonne tanken.
Seit dieser schlimmen Krankheit machte sich Ahmad Gedanken
über sein Leben. Was hatte er von seinem vielen Geld. Er war
allein. Er hatte keine Frau und keine Kinder. Wenn er gestorben
wäre hätten alles seine Mutter und seine Brüder geerbt.
Nicht das er das nicht wollte. Aber er sehnte sich nach Liebe
und nach Geborgenheit. Und er sehnte sich zurück nach seiner
Familie.
Und so zog Ahmad nach seiner vollständigen Genesung mit einer
Karavane westwärts in Richtung Teheran. Sein Weg führte ihn
aber zuerst nach Yazd das auf der Route lag. Er wollte an die
Stätte seiner Jugend zurück kehren. Er wollte in den Bazar gehen
und die Luft wieder schnuppern und er wollte Tee trinken bei
seinen alten Meister, der vielleicht ja nicht mehr am Leben war.
Er selber war ja bereits ein Mann von Mitte Vierzig geworden
und es ist so lange her.
Alles im Bazar von Yazd war unverändert, als ob die Zeit stehen
geblieben ist. Er kannte jede Ecke und jedes Geschäft, aber die
Menschen in diesen Geschäften hatten andere Gesichter. Eine
neue Generation war eingezogen und niemand war da den er
kannte. Er ging zu der alten Teestube, wo sein Glück begonnen
hatte. Auch hier waren es nicht mehr die Menschen die er zu
sehen wünschte.
Er fragte den vermeintlichen jetztigen Besitzer wie es seinen alten
Meister gehen würde. Der Besitzer schaute Ahmad etwas befremdlich an.
Wieso soll so ein eleganter Herr einmal als Teejunge hier gearbeitet haben?
Aber er traute sich nicht zu fragen und stattdessen mach er vor Ahmad
eine tiefe Verbeugung und sagte das der alte Besitzer vor Jahren gestorben sei
und er das Geschäft von seiner Witwe gekauft hatte, da sie nur Töchter
hatten und die waren alle gut verheiratet.
Nach dieser Pause wollte Ahmad nun zu seinem Meister den Teehändler
gehen, dem Vater von Maryam. Er bekam immer noch Herzklopfen wenn
er an sie dachte. Er wußte das er während seiner Krankheit ständig nach
ihr gerufen hatte. Ahmad wollte Maryam unbedingt wieder sehen und
wissen wie es ihr geht.
Er legte also die Strecke zum Teehändler wie im Trance zurück, so
viele Gedanken hatte er auf einmal in seinem Kopf.
Als er vor der Ladentür stand drückte Ahmad beherzt die Klinke
und trat ein. Da saß er nun wie immer an seinem Pult, sein alter
Meister der ihm alles wichtige beigebracht hatte und der der Vater
von seiner Liebsten war. Ganz weiß waren seine Haare geworden.
Ein wenig gebückt seine Haltung. Faltig das Gesicht, aber immer noch
hellwache Augen die spitzbübisch genau in diesem Augenblick auf
ihn gerichtet waren.
"Kann ich etwas für sie tun, der Herr." Auch seine Stimme war verändert.
Irgendwie brüchiger, krächzender. Er war eben ein alter Mann.
Ahmad ging auf ihn zu, verbeugte sich und küsste seine Hand.
Erschrocken zog der Händler seine Hand wieder zurück. "Mein Herr,
wer bin ich das so ein eleganter Herr meine Hand küsst?" und Ahmad
sagte "Meister, erkennt ihr mich denn nicht mehr. Ich bin es, Ahmad.
Euer Lehrling. Ihr habt mir damals alles was ich brauchte beigebracht.
Ohne euch würde ich heute nicht so elegant vor euch stehen"
Der Meister blinzelte mit seinen Augen und drehte seinen Kopf von
einer Seite zur anderen. Langsam ahnte er wer da vor ihm stand und
sprang auf und umarmte Ahmad aufs herzlichste. Wie freute der sich
über diese mehr als freundschaftliche Begrüßung. Und der Meister
fing sofort mit seinen Fragen an. "Wo werdet ihr in Yazd wohnen?"
wollte er wissen und merkte gar nicht das er nicht mehr in dem
gewohnte DU mit ihm sprach. "Ich wohne im Laleh Hotel" und
der Meister blickte beeindruckt auf ihn auf. "Das ist das beste Hotel
der Stadt" Und so erzählten sie sich immer abwechselt was ihnen
widerfahren ist nachdem Ahmad Yazd verlassen hatte.
Seine arme Frau sei vor kurzem gestorben und er lebt jetzt bei
seiner Tochter Maryam und Ahmad sollte sie doch unbedingt
besuchen.
Der Meister erzählte weiter aus seinem Leben aber Ahmads Gedanken
schweiften ab. Er lebt bei seiner Tochter Maryam und ich soll ihn da
besuchen. Ich werde Rosenduft wieder sehen.
Gleich für den nächsten Abend bekam Ahmad eine Depesche vom
reichen Teppichhänder, Maryams Ehemann, höchstpersönlich in
sein Hotel geschickt. Sie würden sich alles sehr freuen ihn bei
ihnen willkommen zu heißen.
Sorgfältig zog Ahmad sich an. Er hatte hier in Yazd seine europäische
Kleidung wieder abgelegt und trug nun einen Wams und violette
Beinkleider. Reich bestickte Schuhe. Er sah sehr würdevoll aus.
Eine Droschke fuhr vor, die eigens vom Teppichkaufmann bestellt
war . Ahmad stieg ein und ließ sich vor das prachtvolle Tor des
Hauses vom Teppichhändler bringen. Wie von Geisterhand öffnete
sich die Tür und sie fuhren durch eine kurze Parkalle auf das
Haus zu. Hier erwartete ihn bereits der Hausherr und sein
Schwiegervater. Von Maryam war nichts zu sehen.
Wortgewaltig und freundlich führte der Teppichhändler Ahmad durch
eine große, hohe Halle in den Salon. Ein Duft von Rosen schlug Ahmad
entgegen als er den Salon betrat. Rosenduft dachte er,und er trat ein.
Auf einem Sofa saßen bereits zwei Damen, die aufgestanden waren
und auf ihn zugingen.
" Ich heiße euch in unserem Hause aufs herzlichste willkommen"
Ahmad nahm danken die Begrüßung an und schaute wie gebannt auf
das junge Mädchen das da schüchtern stand .
"Das ist meine Frau Maryam" stellte der Teppichhändler die ältere
von beiden vor. "Und das ist meine jüngste Tochter Schirin" Schirin
wagte kaum zu ihm aufzublicken aber ihr Vater nickte ihr zu und so
begrüßte auch ihn artig.
Als Ahmad das Gesicht von Schirin in den Abendsonnenstrahlen
sehen konnte verschlug es ihm fast die Sprache. Vor ihm stand
das Ebenbild von seiner geliebten Rosenblüte. Der sonst so
wortgewandte Ahmad konnte nur noch stotternd antworten
"Sehr erfreut".
......Fortsetzung folgt
Copyright by
Heidemarie Khan Sahghaghi
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