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Samstag, 5. März 2016

Rosenduft (12)


 Rosenduft (12)


Die Hochzeit zwischen Ahmad und Schirin war nun eine beschlossene
Sache. Die Merie/Mitgift wurde verhandelt und die Vorbereitungen für
das Fest lief in vollen Zügen.

Das Haus des Teppichhändlers wurde auf Hochglanz poliert. In der Küche
wurde Gebäck zubereitet und Scharbat angesetzt. Granatapfel-Sirup,
Rosenblüten-Sirup. Die Lämmer für das Fleisch wurden ausgesucht.
Obst gewaschen und dekorativ im Salon und im Garten drapiert.

Tische und Stühle für den Garten wurden vom Speicher geholt und
vom Schmutz der Jahre befreit das sie nur so strahlten. Das Sofre Aght
wurde aufgebaut.

Für das Brautkleid wurde der beste Schneider von Yazd beauftragt
und auch Ahmad sollte neue prächtige Kleider bekommen.
Der Schmuck für die Braut  sorgfältig ausgesucht und da ließ
Ahmad sich nicht Lumpen. Er kaufte die schönsten Goldarmbänder,
Ketten und Ringe die er finden konnte, Seine Braut sollte die schönste
Braut von Yazd sein. Er war froh über diese Wendung in seinem Leben
und glücklich über diese Fügung.

Dann kam der große Tag. Ahmad wartete aufgeregt an der untersten
Stufe der großen Freitreppe und schaute sehnsüchtig nach oben.
Schirin kam, total eingehüllt mit einem Schleier der ihr über das
Gesicht gelegt wurde, geführt von ihrem Vater die Treppe runter.
Die Hochzeitsgesellschaft hatte sich bereits um das Sofre versammelt
und einige Frauen stimmten ein lautes Lililili an und im Hintergrund
spielten die Schalmei,  Daf und Dombak.

Schirin ging vorsichtig die Treppe am Arm ihres Vater runter, konnte
sie doch kaum etwas sehen. Unten überreichte der Teppichhändler
voller Stolz die Hand seiner Tochter an Ahmad und sie gingen
auf die beiden Sessel zu die vor dem Sofre Aght aufgestellt waren.
Zuvor trat ihnen noch Maryam entgegen, die mit Tränen in den Augen
ein Silbertablett gefüllt mit einer Schale Honig trug. Hier mussten beide
ihren kleinen Finger eintunken und sich diesen gegenseitig zum kosten
gaben. Dafür musste Ahmad natürlich unter Schirins Schleier greifen.
Hinter Maryam stand ein Diener mit einem weiteren Tablett. Darauf
stand ein kleiner reich verzierter  Manghal, Holzkohlegrill, in den er
Weihrauch reinrieseln ließ. Das diente dazu alles böse von dem zukünftigen
Ehepaar abzuwenden und der Honig damit ihr Leben immer süß sein soll.

Dann nahmen Ahmad und Schirin auf ihren Stühlen Platz und die Hochzeits-
zeremonie begann. Über den beiden war ein weißes Seidentuch gespannt,
gehalten von den älteren Schwestern und Cousinen der Braut. Eine rieb
einen Zuckerhut und der Zucker rieselte in das Tuch. Auch das sollte ihnen
beiden nur glückliche Stunden bescheren.

Ahmad wurde gefragt ob er die hier anwesende Schirin zu seiner Ehefrau
nehmen möchte und er antwortete mit einem lauten klaren "Ja".
Danach wurde Schirin gefragt ob sie Ahmad zu ihrem Ehemann nehmen
möchte und sie antwortete mit einer ebenso lauten und klaren " Mit der
Erlaubnis meines Vaters und meiner Mutter, Baleh, "ja". Ahmad nahm den
Schleier von Schirins Gesicht und musste den Atem anhalten, so schön war
sie .  Sie unterschrieben in ihrem Familienbuch und waren nun Mann und Frau.

Einer nach dem anderen trat vor und überreichte ihnen ihre Geschenke.
Es waren üppige Geschenke. Nach kurzer Zeit hatte Schirin jede Menge
Ketten um ihren Hals, Armbänder um ihr Handgelenk und Ringe an ihrem
Finger.

Die Musik setzte wieder ein und das Brautpaar stand auf und ging von
einem zum anderen um sich bei ihnen für ihr Kommen und ihre Geschenke
zu bedanken. Sie traten raus in den Garten wo bereits an aufgestellten großen
Grillständern das Fleisch bruzelte.  Der unterschiedlichste Scharbat wurde
rumgereicht und nach und nach saßen alle an den Tischen auf ihren Plätzen
und schmausten genüsslich die köstlichsten Hochzeitsspeisen.

Irgendwann in später Nacht nahm Ahmad die Hand von Schirin, verabschiedeten
sich von den Verwandten und fuhr mit einer Droschke in sein Hotel wo bereits
alles für die Hochzeitsnacht vorbereitet worden war.

Sie betraten das große, üppig ausgestattete Zimmer im besten Hotel der Stadt.
Schirin  stand schüchtern in ihrem Brautkleid vor ihm und wusste nicht wie sie sich
jetzt ihm gegenüber verhalten soll. Sie stand einfach nur da,den Kopf gesenkt.
Er kam auf sie zu,hob ihren Kopf, schaute ihr in die Augen und gab ihr einen
zärtlichen Kuss auf den Mund . Dabei schloss er die Augen und sog ihren Duft ein.
Der Duft nach Rosen. Rosenduft. Rosenduft.

Langsam zog er ihre Kleider aus und trug sie zum großen Bett wo er sie vorsichtig
drauf legte. Auch er entledigte sich seiner Kleider und legte sich neben sie.
Schloss wieder die Augen um ihren Duft einzuatmen. Wie liebte er diesen Duft.
Er wird auch seine Frau lieben. Er war ganz sicher dass das passieren wird.
Neben ihm lag die Frau aus seinen Träumen, er wollte immer nur sie. Niemals
eine andere.  Langsam und sehr zärtlich machte er sie zu seiner Frau.

In dieser Nacht schlief er ruhig und friedlich neben Schirin ein und träumte
einen wunderschönen Traum. Er träumte das er noch ein junger Mann wäre
und seine geliebte Maryam zum Traualtar geführt hat und nun endlich mit
ihr vereint war.


...Fortsetzung folgt


Copyright by

Heidemarie Khan Shaghaghi







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