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Dienstag, 3. Mai 2016
PrinzAndPrinzess: Palastgeflüster (12)
PrinzAndPrinzess: Palastgeflüster (12): Palastgeflüster (12) Aufregung herrschte in Sorayas Elternhaus. Die Schneiderinnen gaben sich die Klinke in die Hand. Kamen jeden T...
Palastgeflüster (12)
Palastgeflüster (12)
Aufregung herrschte in Sorayas Elternhaus. Die Schneiderinnen
gaben sich die Klinke in die Hand. Kamen jeden Tag um bei den
Bräuten Maß zu nehmen, Stoff auszusuchen, Modelle zu entwerfen
und wieder Maß nehmen. So unterschiedlicher wie die beiden Mädchen
konnten Bräute nicht sein.
Soraya entschied sich für ein Prinzessinenkleid. Viel Tüll sollte es sein.
Ein ausgestellter Rock mit Pettikoat darunter und ein langer Schleier.
Ganz anders Simin. Sie mochte es lieber schlichter und entschied sich
für ein elegantes Brautkleid in A-Form. Allerdings wählte sie eine
hochwertigen Atlasseide. Sehr edel wirkte ihr Stoff. Und dazu einen
ebenfalls langen Schleier, aber ohne Schleppe wie Soraya sie hatte.
Die Schuhe wurden extra angefertigt und mit den jeweils passenden
Stoffen überzogen. Sehr fein sahen sie aus und durch die Maßanfertigung
waren sie auch äußerst bequem.
Als der Tag der Abreise nach Esfahan kam wurden beide Brautkleider
sorgfältig eingehüllt, vorsichtig auf die Koffer gelegt und dann fuhr sie
ihr Chauffeur den Weg, den sie ein paar Monate vorher bereits schon
einmal gefahren sind. Sie ahnten damals noch nicht wie sehr diese Reise
ihr Leben verändern würde.
Auch im Elternhaus von Hushang und Hezam war reges Treiben.
Den ganzen Tag wurden Tische, Stühle, edles Porzellan und silbernes
Besteck hinein getragen. Glänzende Damasttischtücher und jede Menge
Leuchter. Drei zusätzliche Köche kamen aus Paris angereist.
Küchenpersonal war geordert worden, sowie Serviere Personal. Alle würden
für das leibliche Wohl der Gäste sorgen.
Da beide jungen Männer einige Zeit in Paris gelebt hatten wollten sie
unbedingt französische Speisen auf dem Tisch bringen. Alles sollte edel
sein, so wie es sich für ihre Bräute aus edlem Haus gebührt.
Im Hotel Shah-Abbas waren viele Zimmer reserviert worden für die angereisten
Gäste. Es sollte ihnen an nichts fehlen.
Und so bewohnten Soraya und Simin ein letztes Mal ein Zimmer gemeinsam
im Hotel. Nach der Trauung würde jede von ihnen mit ihrem Ehemann leben.
Es wird eine Umstellung für sie sein, aber sie freuten sich auf das Ungewisse
und auf ihr Leben als Ehefrau.
Ihre Schneiderinnen waren mit Ihnen angereist um die Brautkleider auch richtig anzupassen. Vielleicht hier und da noch eine kleine Korrektur machen, da beide
Bräute vor Aufregung die letzten Tage kaum etwas essen konnten und noch
schlanker waren als zu Beginn der Anprobe.
Selbst für das Braut Make up hatten sie jemand mitgebracht. Nichts soll dem
Zufall überlassen werden. Alles perfekt sein.
Und endlich standen beide Mädchen fertig da. Eine schöner als die andere in
ihren wunderschönen Kleidern. Aufwendig frisiert und geschminkt. Es sollte
endlich los gehen.
Wieder einmal schritten sie wie kleine Göttinnen die breite Treppe vom Hotel
runter. Unten hatte sich eine kleine Gruppe von Hotelgästen versammelt und
klatschten Beifall als die Bräute kamen. Einige stimmten ein LiLiLi an, denn
alle freuten sich mit ihnen.
Die Eltern waren bereits vorgefahren um sie vor Ort zu erwarten. Also stiegen
beide alleine in die schwere Limousine und ließen sich zum Elternhaus von
Hushang und Hezam bringen.
Die Luft Ende Mai war wunderbar. Nicht zu heiß, sondern sehr angenehm.
Keine der beiden sprach ein Wort. Sie waren mit ihren eigenen Gedanken
beschäftigt und konzentrierten sich auf das was auf sie zu kommen wird.
Als sie die Auffahrt reinfuhren warteten bereits ihre Eltern auf der Treppe.
Die Mutter richtete noch einmal ihre Kleider und gemeinsam traten sie ins Haus.
Voran die Eltern, dahinter die Bräute.
In der Halle erwarteten sie bereits die zukünftigen Ehemänner mit ihren Eltern.
Sie waren hingerissen von der Schönheit und Eleganz ihrer zukünftigen
Ehefrauen und traten ihnen freudig entgegen.
Im Salon hatten sich bereits die Gäste rund um das Sofre Aght versammelt.
Eine traditionelle Hochzeitdecke mit diversen Elementen, die jeweils eine
symbolische Bedeutung für das Brautpaar haben.
In der Mitte dieser Decke stand ein Spiegel der die Reinheit beider Herzen
voller Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe symbolisieren soll. Zwei üppige Tafelleuchter
rahmen den Spiegel rechts und links ein. Sie repräsentieren das Licht und das
Feuer. Das sind zwei sehr wichtige Elemente aus der antiken persischen Zeit
und stehen für die Gleichheit und Gleichwertigkeit von Braut und Bräutigam.
Jeder ist wie eine Kerze, die das Leben beleuchtet.
Für den Segen Gottes steht der Koran der direkt vor dem Paar liegt.Ein Stück
traditioneller iranischer Stoff welcher im typischen persischen Paisleymuster
bestickt wurde. Man nennt dieses Tuch auch „Termeh“, und es soll das
„Sofreh Aghd“ schmücken und für Traditionen stehen.
Wilde Weinrauke wurde ebenfalls auf einem Tablett geschmückt und soll
das Brautpaar vor dem bösen Auge schützen. Sie wurde bei Ankunft der
Brautpaare angezündet und soll während der ganzen Zeremonie auf
heißer Kohle verbrannt werden. Es verbreitete sich ein angenehmen Duft.
Weiterhin steht ein Tablett mit Brot,Naan e Sangak" Es steht für Segen
und Wohlstand.
Bunt bemalte Eier sollen Fruchtbarkeit bringen. Mandel, Haselnüsse
und Walnüsse symbolisieren eine lange und glückliche Ehe und gesunde
Kinder. Rote Äpfel für die göttliche Erschaffung des Menschen. Und für
die Süße des Lebens steht eine Schale die aus Kandis hergestellt wurde,
sowie eine kleine Schüssel Honig und eine Auswahl an Süßigkeiten .
Goldmünzen für Reichtum und Wohlstand. Frische Blumen für die Hoffnung
auf ein schönes Leben.
Weil es heute eine Doppelhochzeit ist gab es zwei Sofre Aght.
Am Arm ihrer zukünftigen Ehemänner schritten beide Bräute in den Salon,
alles unter kräftigen Beifall der bereits wartenden Gäste.
Jedes Paar setzte sich auf kleine Hocker und nahmen den Koran auf.
Freunde und Verwandte der Bräute hielte jeweils ein weißes Seidentuch
über die Brautpaare. Glücklich verheiratete Frauen reiben zwei Zuckerhüte,
als Zeichen des Glücks und Zufriedenheit für das Brautpaar aneinander und
wünschen dem Paar Gutes für ihre gemeinsame Zukunft.
Der Geistliche begann zuerst mit Hezam und Simin, da er der ältere der
beiden Söhne war. Er sprach über die Bedeutung und Heiligkeit der Ehe,
dann fragt er die Braut, ob sie den Bräutigam zum Ehemann nehmen will.
Zweimal antwortete Simin nicht. Denn das ist eine Tradition.
Erst nachdem sie zum dritten Mal gefragt wurde, antwortet sie:
„mit der Erlaubnis meiner Eltern und der Ältesten: Bale (ja) “.
Dieses Zögern soll erstens zeigen, dass der Bräutigam stets um die Gunst
seiner Braut kämpfen muss und zweitens drauf hinweisen, dass sie weise
und überlegt ihre Entscheidung gefällt hat und ebenso durchdacht in die Ehe
einwilligt. Danach tauschen Simin und Hezam ihre Ringe aus und werden
nunmehr als Ehemann und Ehefrau erklärt.
Ohne eine Pause begann der Geistliche die gleiche Zeremonie bei
Soraya und Hushang. Auch sie antwortete zweimal nicht. Erst nach der
dritten Frage willigte sie ebenfalls mit Erlaubnis ihrer Eltern und der
Ältesten ein und sprach ein kräftiges : Bale (ja).
Als ihr Hushang den Ring überstreifte zitterten ihre Hände, ebenso
als sie Hushang seinen Ring überstreifte. Er nahm kurz zärtlich ihre
kleine Hand um sie zu beruhigen. Nun waren auch sie Mann und Frau.
Für beide Paare wurde die auf dem Sofre Aght stehende Honigschale
gebracht und sie tunken ihren kleinen Finger in Honig. Diese Zeremonie
soll ihr zukünftiges Eheleben versüßen.
Nun konnten endlich die Geschenke der Verwandten übergeben werden.
Und gleichzeitig wurde viel Glück für das zukünftige Eheleben gewünscht.
....Fortsetzung folgt
Copyright by Heidemarie Khan Shaghaghi
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